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Re: Helmut Kohl ist mit 87 Jahren gestorben
Für mich war er in den ersten Jahren seiner Kanzlerschaft wahlweise Witz- oder Hassfigur, auch die Jahre 1989/90 erschienen mir damals als ein für ihn unverdientes politisches Glück, das seine Kanzlerschaft noch einmal verlängerte.
Mit dem gebührenden zeitlichen Abstand und auch mit mehr Wissen um ihn und die damaligen politischen Hintergründe würde ich aber heute sagen: Es war für Deutschland ein einmaliger Glücksfall, ihn in jenen Jahren zum Bundeskanzler zu haben. Das Verdienst um die friedliche Revolution in der DDR kommt ihm nicht zu, aber sehr wohl das, die historischen Chancen und nicht wiederkehrenden Gelegenheiten gepackt und entschlossen verwirklicht zu haben, die sich den Vorgängen im Osten anschlossen. Ob jemand anders an seiner Stelle mit soviel Gespür und Geschick gehandelt hätte, auch bei den besorgten ausländischen Partnern? Für seinen damaligen Kontrahenten Oskar Lafontaine schließe ich das aus- ihm als Teil der sozialdemokratischen Enkelgeneration und im frankophilen Saarland geprägten Westeuropäer fehlten Wille zur und Herzblut für die deutsche Einheit völlig. Zwei Dinge, die im Gegensatz zu ihm beim geschichtsbewussten Pfälzer Helmut Kohl nicht zuletzt durch seine in Leipzig aufgewachsene Frau Hannelore sehr präsent und vielen Außenstehenden gar nicht bewusst waren. Die Skandale seiner Amtszeit und auch danach -Stichwort Spendenaffäre- brauchen nicht verschwiegen zu werden. Seine historische Leistung, die einmalige Chance zur Wiedervereinigung Deutschlands in Freiheit genutzt zu haben, wird bleiben. Und auch wenn es am Ende schwülstig oder abgedroschen klingt, aber bei Helmut Kohl stimmt es: Er war ein deutscher Patriot im besten Sinne des Wortes, der sich um das Vaterland verdient gemacht hat. In diesem Forum dürfen leider nur registrierte Teilnehmer schreiben.
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