Ja, das Problem mit den Papieren. Nur steht man dann wieder vor einem Problem - Menschen, die wirklich aus Regionen geflohen sind, in denen Bomben fliegen, Häuser zusámmenkrachen und Menschen erschossen werden, haben oft keine Papiere mehr, wenn sie hier ankommen - weil sie diese schlicht verloren oder einfach nicht mitgenommen haben, als sie um ihr Leben fliehen mussten. Das wird auch nicht anders gewesen sein, als 1944/45 die Rote Armee in Ostpreußen, Pommern, Schlesien oder dem Sudetenland einmarschierte.

Menschen aus sehr armen Gegenden haben oft überhaupt keine Papiere. In unserer westlichen Welt redet man natürlich schnell von einer Pflicht, Papiere zu haben und diese auch bei Bedarf vorzeigen zu können - doch in einer abgelegenen Region irgendwo im Irak sieht die ganze Geschichte schon anders aus.

Und dann gibt es die Menschen, die absichtlich keine Papiere mit sich führen oder diese verstecken/manipulieren. Nur - wie unterscheiden?

Menschen, die nicht aus Syrien kommen, versuchen zuhauf, sich den syrischen Dialekt anzugewöhnen. Wie kann man da noch unterscheiden zwischen einem Menschen in wirklicher Not und einem, der nur vorgibt, in Not zu sein?

Ich finde die Vorstellung schrecklich, dass ein Mensch hier abgewiesen wird, weil er keine Papiere hat, obwohl er diese einfach nur auf der Flucht verloren hat. Ich finde es genauso schrecklich, dass ein Anis Amri sich als notleidender Mensch ausgegeben hat.

Was macht man da? Ich weiß keine Lösung.


Edit.: Ein Bekannter von mir arbeitet im Amt für Flüchtlinge und Migration, bzw. hat da gearbeitet. Habe ihn schon seit etwa einem Jahr nicht mehr gesprochen. Wie es da genauso mit Papieren gehandhabt wird, weiß ich nicht, aber er hat mir mal erzählt, dass er einmal einen Mann abgelehnt hat, weil der einfach ganz extrem unterschiedliche Geschichten über seine Flucht erzählt hat. In der einen Schilderung startete er in der Region X, in der anderen Schilderung in der Region Y, in der anderen in der Region Z. Die Zeiten waren auch immer unterschiedlich. Er meinte, dass, da der Mann aus einem Land kam, das nicht die "höchste Priorität" hat (in dem Fall war es Ghana) ist man da auch strenger und hört ganz genau zu. Das war 2016.



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 03.06.17 20:07.