Ist auch nachvollziehbar. "Posttraumatische Belastungsstörung" ist ernst zu nehmen, und wie in vielen Bereichen dürfte auch hier nicht jeder für den Beruf geschaffen sein. Ich wäre auch nicht als Sani im Echteinsatz geeignet gewesen, so wenig wie ich im zivilen Leben für Pflegeberufe, Krankenhaus oder als Rettungsassistent geeignet wäre. Das muss nicht heißen, dass ich im Notfall nicht richtig reagieren könnte, aber es heißt sehr wohl, dass ich der psychischen Dauerbelastung nicht gewachsen wäre, ständig mit Leben-und-Tod-Situationen konfrontiert zu sein. Dem sind nicht viele Leute gewachsen.

Ich kann es auch nicht wirklich nachvollziehen. Auf der einen Seite musst du genug Empathie und Interesse an den Menschen haben, um den Job machen zu wollen, musst aber gleichzeitig "abgewichst" genug sein, das Leid anderer Menschen nicht an dich heranzulassen.
Vielleicht kann man lernen, mit diesem Spagat umzugehen. Ich sehe mich dazu weniger in der Lage.

In meine Funktion als Sanitäter habe ich durchaus eine der irgendwelche ethisch noch am ehesten vertretbaren und rechtfertigbaren Aufgaben gesehen. Hier wird man schließlich nicht mit der Aufgabe betraut, die Leute umzubringen, sondern Leben zu retten.
Trotz allem heißt das noch nicht, dass ich im Ernstfall auch bereit dazu gewesen wäre, diese Funktion auszufüllen, noch einschätzen zu können, was das psychisch mit einem macht.

Als hypothetische Frage sind manche Dinge eben leichter zu beantworten, als sein Handeln in einer realen Situation wirklich abschätzen zu können.
Bis dahin bin ich auch erst einmal Maulheld und behaupte glatt, dass ich in einer "er oder ich"-Situation mit relativ reinem Gewissen den Abzug betätigen würde, dabei später weniger Probleme hätte, als Leute wieder zusammenzuflicken zu müssen. Ohne "Realitätscheck" wird man es nicht beantworten können.

Das zu hinterfragen, ist bestimmt in keiner Armee gerne gesehen. Befehlsempfänger, die sich darauf drillen lassen, per Order von Oben zu funktionieren, sind auch bei der Bundeswehr das "Rückgrat", ohne das der Puff nicht funktioniert.
Trotz aller Ideen einer "demokratischen" Armee lässt sich vielleicht an der Spitze nach demokratischen Grundprinzipien beschließen, wohin die Reise geht. Aber "demokratisieren" funktioniert in dem Sinne nicht, dass sich Hierarchien vermeiden ließen.

Was man der Bundeswehr auch meines Erachtens ankreiden muss und vielleicht sogar die "Traditionspflege" der besonderen Art befördert, die gegenwärtig ans Tageslicht kommt, ist die innere Verfassung der Armee, die immer noch einem preußisch anmutenden Ständesystem entspricht, mit entsprechenden Standesdünkeln.
Offizier, Unteroffiziere und Mannschaften sind vielerorts so klar getrennt, dass es wenig gesellschaftliche Überschneidungen abseits des Dienstes gibt. Das fängt teilweise schon mit der Verpflegung an.

Im 21. Jahrhundert sollte man sich in einer modernen Armee eines demokratischen Rechtsstaates von solchen merkwürdig anmutenden Unterschieden emanzipiert haben.