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Re: Augen geradeaus! - Wer hat hier gedient? ;-)
Meine Grundausbildung habe ich wie so viele andere auch in Budel (NL) verbracht und damit den doppelten Wehrsold kassiert. Den Sinn dieser Verdoppelung habe ich nie verstanden. Die Höhe des Wehrsolds hätte man besser von der Entfernung zum Wohnort abhängig machen sollen.
Einen 6-wöchigen Urlaub im Sommer 1976 hätte ich gerne in dieser Landschaft verbracht. Die Fußmärsche über den sandigen Boden waren aber leider kein Vergnügen. Tagsüber war es zu heiß und nachts zu dunkel. Doch weder Töpel noch Tüpel habe ich zu Gesicht bekommen. (Vielleicht kann mir mal einer erklären, worum es sich bei diesen Begriffen handelt.) Nach der Grundausbildung habe ich größtenteils Büroarbeit gemacht. Auf Karteikarten musste ich die Munitionsbestände auf dem aktuellen Stand halten. Ich vermute sehr stark, dass die Bundeswehr für diese Arbeit inzwischen auch Computer einsetzt. Nach ein paar Monaten wurde ich in eine andere Abteilung versetzt, wo ich auch im Büro saß, nur mit dem Unterschied, dass ich fast nichts zu tun hatte. Dort war man der Ansicht, dass es sich nicht lohnt, mich anzulernen. Meinen Mitarbeitern war es zu riskant, ihre Arbeit aus der Hand zu geben. Doch von höherer Stelle war bestimmt worden, dass ich meine Zeit in der Abteilung absitzen musste. Aus meiner Sicht war diese Versetzung genau so eine Fehlplanung wie ein Fest, das auf dem Gelände veranstaltet wurde. Ich weiß nicht mehr, wie es offiziell genannt wurde (Tag der offenen Tür oder Sommerfest oder so ähnlich). Jedenfalls wurde die Veranstaltung wochenlang vorbereitet. Aus Holz wurden Buden und Stände gezimmert und angemalt. Ich kann mich noch an eine Wurfbude und eine Würstchenbude erinnern. Zusätzlich wurden zahlreiche Pflanzen zur Dekoration verwendet. Für die Teilnehmer des Festes war es natürlich ein großes Vergnügen. Ich frage mich aber, ob der ganze Aufwand gerechtfertigt war. Mehrere Wochen mussten Soldaten und zivile Mitarbeiter ihre eigentlichen Aufgaben vernachlässigen, um das Fest vorzubereiten. Wenigstens hatte ich in meinem Büro auch mal etwas zu tun. Ich weiß noch, dass ich ein Ankündigungsplakat gemalt habe. Mit meinen Vorgesetzten hatte ich weniger Probleme als mit meinen Kameraden. Leider gab es einige Chaoten, die ihren Mitmenschen das Leben schwer gemacht haben. Da wurde schon mal ein Spind umgedreht und einem, der gerade nicht anwesend war, ins Bett gepinkelt. Durch Alkoholeinfluss verschlimmerte sich die Situation noch zusätzlich. Wer gerade ins Bett gegangen war und schon halb schlief, musste damit rechnen, von grölenden Spätheimkehrern, die sich bis oben hin mit Bier abgefüllt hatten, belästigt zu werden. Die Tiere, mit denen man sich auch noch herumschlagen musste, waren das kleinste Problem. Zuerst gab es einen Ameisenplage, die ich damit beendete, dass ich eine Flasche mit etwas Cola in den Spind stellte. Stunden später befanden sich Hunderte von Ameisen in der Flasche, die ich dann nur noch ausspülen musste. Später hatte ich dann noch Probleme mit Mäusen, die die in meinem Spind gelagerte Schokolade anknabberten. Ich finde, Wehrdienst sollte schon sein. Der macht das Leben erst so richtig interessant. In diesem Forum dürfen leider nur registrierte Teilnehmer schreiben.
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