Als Kind habe ich mit meiner Schwester bei den Großeltern aufs Christkind gewartet. Die Großeltern wohnten im selben Haus eine Etage höher. Besonders am Heiligen Abend war das natürlich praktisch. Etwas ärgerlich war es nur, als sie noch keinen Fernseher besaßen. Die Sendung "Wir warten aufs Christkind" konnten wir dann eben nicht sehen oder wir sind erst danach nach oben gegangen. Daran kann ich mich leider nicht mehr erinnern. Mitte der 60er Jahre schafften sie sich aber einen Fernseher an und wir konnten unsere Lieblings-Weihnachtssendung oben sehen.

Für das Aufstellen und Schmücken des Weihnachtsbaums war mein Vater zuständig. Meine Mutter half natürlich auch dabei und in späteren Jahren auch wir Kinder. Aufgestellt wurde der Baum immer erst am Heiligen Abend. Ich weiß aber nicht mehr, ob wir Kinder den Baum immer erst zur Bescherung sehen durften und er vorher vor uns versteckt wurde.

Gegen 18 Uhr läutete dann das Glöckchen und Großeltern und Kinder durften das Wohnzimmer betreten, in dem der Plattenspieler schon in Aktion war und die klassischen deutschen Weihnachtslieder spielte. Auf Tisch und Teppich waren die eingepackten Geschenke verteilt. Dazwischen standen die Teller mit den Süßigkeiten. Es waren Pappteller mit Weihnachtsmotiven.

Nachdem alles ausgepackt, ausprobiert und anprobiert war, setzten wir uns an den Esstisch. Entgegen den Gewohnheiten der meisten Familien gab es bei uns keinen Kartoffelsalat mit Würstchen. Der wurde bei uns erst eine Woche später zu Silvester aufgetischt. Stattdessen aßen wir uns an Toastbrot mit Salaten satt. Mehrere Plastikbehälter mit Fleischsalat, Heringssalat, Geflügelsalat usw. warteten darauf, entleert zu werden. Mein Vater aß dazu noch Aal. Der schmeckte mir aber nicht.

Normalerweise wurden wir Kinder damals um 20 Uhr ins Bett geschickt. An Heiligabend durften wir noch bis 21 Uhr aufbleiben. Schließlich mussten wir ja das neue Spielzeug testen und das dauerte eben seine Zeit.