Re: Griechenland - es reicht !
geschrieben von:
Puri, 01.07.15 12:19 |
Vielleicht einfach mal ein paar Fakten die ich möglichst ohne Wertung herüberbringen will:
Griechenland hat sich in den letzten Jahrzehnten hoffnungslos überschuldet.
Im Gegensatz zum Privatmann werden Schulden von Ländern nicht anhand ihrer absoluten Zahlen gemessen, sondern in Relation zu den Einnahmen des Staates, und dabei dient als maßgebliche Größe noch nicht einmal das Verhältnis Schulden zu Einnahmen, sondern Neuverschuldung zu Einnahmen. Um die Schulden eines Landes zu senken gibt es also die Möglichkeiten, entweder die tatsächlichen Schulden abzuzahlen oder die Einnahmen zu erhöhen.
Volkswirtschaftlich gibt es damit zwei Extrema womit man das Erreichen kann. Die eine Seite ist die Austeritätspolitik. Das ist das Naheliegende, das auch jeder Privatmann so machen würde: Man spart wo man kann und versucht so die Schulden abzubezahlen. Die Nachteile hiervon sind natürlich Abzüge der Lebensqualität der Bevölkerung des Staates durch die reduzierten Ausgaben. Ein weiterer Nachteil ist die mögliche Abkühlung der Staatswirtschaft - also eine Reduzierung der Einnahmen - durch Investitionsmangel.
Die andere Möglichkeit ist die Nachfragestimulierung. Dabei werden sogar noch zusätzliche Schulden in Kauf genommen, diese werden aber in die Wirtschaft investiert und damit will man einen Kreislauf in Gang setzen der die Staatseinnahmen erhöht. Der Nachteil wenn es nicht funktioniert sind natürlich die gestiegenen Schulden, und die Rückzahlung der bestehenden Schulden verzögert sich weiter.
In der Geschichte gibt es erfolgreiche und erfolglos Beispiele für beide Modelle.
Eine dritte Alternative wäre der Staatsbankrott. Ein solcher hätte dann zur Folge, dass sämtliche Schulden hinfällig wären - was also einem absoluten Schuldenschnitt für Griechenland gleich käme, und die Gläubiger mehr als jede andere Möglichkeit kosten würde. Zusätzlich wäre es sehr schwierig und teuer für Griechenland an neues Geld zu gelangen. Schon damit hätten wir eine lose-lose Situation. Erschwerend kommt hier noch hinzu, dass es ein Staatsbankrott innerhalb einer Währungsunion wäre - die Folgen sind praktisch nicht absehbar.
Die EU und der IWF bevorzugen mehrheitlich die Austerität. Die neue griechische Regierung jedoch die Nachfragestimulierung. Es kann also keinen Kompromiss geben, sondern eine Seite muß sich der anderen beugen. Die griechische Regierung will sicherlich keinen Staatsbankrott, aber die aufgezwungene Austerität kommt dem Bankrott schon so nahe dass sie bei einem solchen deutlich weniger zu verlieren hätte als die Gläubiger.
Die Gläubigerländer hingegen wehren sich mit Händen und Füßen gegen die Politik der Stimulierung. Der Grund dafür ist noch nicht einmal Griechenland, sondern dass das einen Präzedenzfall für alle schwächeren Länder in der Eurogruppe schaffen würde.