Eine politisch korrekte Sprache wird schon seit längerem vorausgesetzt, der Bayerische Rundfunk geht allerdings noch einen Schritt weiter. Wie der Medienwissenschaftler und
Cicero-Kulturchef Alexander Kissler berichtet, hat der BR kürzlich den internen Leitfaden "Faire Sprache" für seine Mitarbeiter herausgegeben. Angestrebt wird fortan eine "geschlechtergerechte Sprache" im Fernsehen, Radio und Internet. "Formulierungen sollten nicht nur klar und prägnant, sondern auch fair sein, damit Frauen und Männer gleichermaßen angesprochen werden", heißt es in der Broschüre.
Im Detail geht es vor allem um die Vermeidung von männlichen Wortendungen. Anstelle von "Feuerwehrmännern" soll künftig von "Einsatzkräften der Feuerwehr" die Rede sein. Die "Fachmänner" werden durch "Fachleute" oder "Fachkräfte" ersetzt, und selbst die Begriffe "Zuschauer" bzw. "Zuhörer" haben angeblich eine zu starke männliche Konnotation und sind demnach ebenfalls tabu. Stattdessen soll auf die Bezeichnungen "Publikum" oder "Auditorium" zurückgegriffen werden. Weitere Beispiele:
Statt "Teilnehmergebühr" künftig "Teilnahmegebühr"
Statt "Keiner weiß genau" künftig "Niemand weiß genau"
Statt "Jeder fragt sich" künftig "Alle fragen sich"
Statt "So mancher" künftig "Die eine oder der andere"
Statt "Vertrauensmänner" künftig "Vertrauenspersonen"
Hinter den Vorgaben, die keine verbindlichen Anweisungen sondern eine "reine Orientierungshilfe" darstellen, steckt Jürgen Wieland, seines Zeichens kommissarischer Leiter der BR-Verwaltungsdirektion. "Sprache ist flexibel und ändert sich ständig. Was heute noch sperrig oder seltsam klingt, kann morgen schon normal sein", begründet er sein Vorgehen.
Cicero-Journalist Kissler sieht das anders. Er sieht darin ein "Gesinnungsdiktat der Wortwächter" und prangert den "Reinheitswahn" der "Münchner Sprachpolizisten" an.
27.11.2014 - Glenn Riedmeier/wunschliste.de
Bild: BR
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