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Maximilian Schell stirbt nach großer Film- und Fernsehkarriere
Maximilian Schell ist mit 83 Jahren in einem Klinikum in Innsbruck gestorben. Der Schauspieler hatte die Theaterbühne, die Leinwand und den TV-Bildschirm weltweit erobert - ausgezeichnet mit dem 'Oscar' für seine Darstellung als Verteidiger eines Nazis in "Das Urteil von Nürnberg". Erst in den letzten Jahren hat der Österreicher und Schweizer seine Beliebtheit in Deutschland gesteigert: In Serie als "Der Fürst und das Mädchen" und als Erzähler in Dokumentationsreihen wie "Imperium".
Zuletzt drehte Maximilian Schell Szenen für den "ZDF-Fernsehgarten" in Kitzbühl, wo er Mitte Januar geschwächt von einer Lungenentzündung zusammenbrach, aber nach einigen Tagen das Krankenhaus wieder verließ. Jetzt teilte seine deutsche Agentin Patricia Baumbauer den Medien mit, dass der renommierte Mime in der Nacht zum Samstag "an der Folge einer plötzlichen und schweren Erkrankung" verschieden sei und Operettensängerin Iva Mihanovic ihren Ehemann bis zum Tod begleitet habe. Der Spiegel ergänzt eine Stellungnahme der Wiener Agentur des Stars, nach der "langwierige Probleme mit seinem Rücken" nach "einer für ihn wichtigen Operation" aufgetreten seien. Der Akteur hinterlässt eine Tochter aus einer früheren Ehe mit der russischen Kollegin Natalja Andreychenko, die er noch vor ihrer gemeinsamen Arbeit an "Peter der Große" geheiratet hatte. Vor allem der Klassiker "Das Urteil von Nürnberg" hat für lange Zeit das Bild von Maximilian Schell geprägt: Der sonst so charmante und engagierte Anwalt Hans Rolfe greift skrupellos vor Gericht ein jüdisches Opfer des Nazi-Terrors an und bringt die Frau zum Weinen. Bedeutende Partner wie Spencer Tracy, Marlene Dietrich und der erst später als Captain vom "Raumschiff Enterprise" befehlende William Shatner setzten zusammen mit dem Newcomer einen Meilenstein der Filmgeschichte. Hits wie "Topkapi", "Die Akte Odessa" und "Deep Impact", aber auch anspruchsvolle Low-Budget-Produktionen markieren die weitere Karriere. Als Regisseur der Dokumentation "Marlene" errichtete er Marlene Dietrich ein Denkmal, ohne überhaupt ihr Gesicht zu zeigen. Behutsam porträtierte er "Meine Schwester Maria", die in den 1950er Jahren das deutsche Kino geprägt hatte und nach TV-Erfolgen von "Die Mars Chroniken" bis "Die glückliche Familie" in Demenz versank und 2005 starb. Im Fernsehen erhielt Maximilian Schell erstmals eine Hauptrolle 1958 in "Die Bernauerin" an der Seite von Margot Trooger ("Pippi Langstrumpf") und Hans Clarin ("Meister Eder und sein Pumuckl"). In den USA experimentierte er in reißerischen Serien wie "Westinghouse Desilu Playhouse", während er in Deutschland und Österreich "Hamlet, Prinz von Dänemark" und "Die Venezianischen Zwillinge" gab. 1965 entstand die Miniserie "Der seidene Schuh" mit Johanna von Koczian ("Die Landärztin") an seiner Seite. Zahllose kleine und große TV-Rollen folgten, bevor er 1990 in der vierten Staffel von "Kampf gegen die Mafia" als Geschäftsmann Amado Guzman mit üblen Methoden auffiel. Ohnehin war sich Maximilian Schell niemals zu schade für Fernsehunterhaltung, selbst wenn vordergründige Effekte oder heftiger Kitsch um die Gunst der Zuschauer buhlten. Herzerwärmende Existenzen in "Rosamunde Pilcher" oder "Liebe, Lügen, Leidenschaften" standen daher neben komplexen Charakteren wie Lenin im TV-Movie "Stalin" oder Albert Einstein in "Giganten". Die Popularität des Schauspielers erhielt überraschenden Auftrieb, als "Der Fürst und das Mädchen" zwischen 2003 und 2007 im ZDF Hof hielten. Spät nahm die Karriere eine Wendung, als der gleiche Sender ihn 2004 für zwei Episoden von "Sphinx - Geheimnisse der Geschichte" als Präsentator anheuerte und Maximilian Schell anschließend noch in weiteren Doku-Formaten wie "Imperium" mit sonorer Stimme Diktatoren verdammte und leicht spöttisch über seltsame vergangene Herrscher lächelte. Als solch eine strenge, aber liebenswerte Respektsperson behält ihn vielleicht ein eher junger Zuschauer in Erinnerung, sogar wenn dieser sonst nichts mit dem Film- und Fernsehkünstler verbinden kann. Eindruck hinterließ der heitere Grandseigneur selbst als Gast in Talkshows, von "The Tonight Show Starring Johnny Carson" bis hin zu "Markus Lanz" 2013, denn er genoss durchaus die Selbstdarstellung. 01.02.2014 - Stefan Genrich/wunschliste.de Bild: ZDF / Uta Rietmann [www.wunschliste.de] In diesem Forum dürfen leider nur registrierte Teilnehmer schreiben.
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