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| Off Topic - Alles, was woanders nicht passt (auch ohne Fernsehbezug) |
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Re: Pahßwort, Lieste, geröhstet
geschrieben von:
MrMagoo, 21.12.12 16:07 |
andreas_n schrieb:
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> Zum Beispiel das kleine Wort "Plattdeutsch" wird
> bei uns auch "Plattdüütsch" ausgesprochen.
>
> Dass es nördlich der Benrather Linie keine
> Vokaldehnungen geben soll, ist ja wohl ein
> schlechter Scherz. Schau mal ein wenig mehr
> plattdeutsches Programm. Da wird gedehnt, das
> glaubst du gar nicht. ;)
Ich habe geschrieben, daß sich die Neuhochdeutsche (Vokal)dehnung nördlich der Benrather im Trend nicht durchgesetzt hat, nicht, daß es keine gedehnten Vokale gäbe.
Also: Wandelerscheinungen und Verschiebungen gibt es in allen Sprachen. Nachdem sich der südgermanische (heute: hochdeutsche) Sprachraum vom nordgermanischen maßgeblich durch die sog. 2. Lautverschiebung, die sich wiederum hauptsächlich durch Verschiebungen von Konsonanten auszeichnet) getrennt hat, fanden selbstverständlich weitere Wandelprozesse statt. Einer davon ist die Neuhochdeutsche Dehnung: im süddeutschen Sprachraum wurden Vokale gedehnt, die vorher kurz ausgesprochen wurden. Der nördliche Raum hat diese Dehnung nicht mitgemacht.
Ebenso gibt es als weiteres Phänomen die sog. Neuhochdeutsche Diphthongierung, die sich dadurch auszeichnet, daß ursprünglich lange Vokale im hochdeutschen Raum zu Zweilauten wurden. Die alten langen Vokale sind im Plattdeutschen oft erhalten. So ist bspw. aus einem langen u im Hochdeutschen ein au geworden, aus einem langen i ein ei, aus einem langen ü ein eu:
Hierzu gehören die von Dir genannten
schiit => scheiße, plattdüütsch => -deutsch.
Man muß hier die ursprünglich langen Vokale, die im Plattdeutschen auch heute noch lang gesprochen werden, im Hochdeutschen aber diphthongiert sind (Muus => Maus, schiit => scheiß, düütsch => deutsch) von den ehemals kurzen Vokalen, die im Plattdeutschen auch heute noch kurz gesprochen werden, im Hochdeutschen aber gedehnt sind (Glass => Glas, Vatter => Vater, Omma => Oma) trennen.
Daneben...
> Hier sagt man sogar "tüüv" zum Technischen
> Überwachungsverein.
> Das "Tschüüs" statt "Tschüss" habe ich bereits
> erwähnt.
... gibt es selbstverständlich auch Wörter, die es entweder zu Zeiten, als die Dehnung stattfand (so um 1300/1400) noch nicht gab: Die Abkürzung "TÜV" ist sicher erst in neuerer Zeit entstanden. ;) Hier ist es dann durchaus auf einzelne, regionale oder sonstige Gründe zurückzuführen, weshalb solche Begriffe wann und wo wie ausgesprochen werden.
Ebenso verhält es sich bei Fremdwörtern oder in die deutsche Sprache entlehnte Wörter, wie bspw. die Abschiedsformel "tschüß", aus frz. "à Dieu".
Sprachwandel und Verschiebungen vollziehen sich zudem meist "im Trend", nicht ausnahmslos. ;))
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 21.12.12 16:18.
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