|
Re: Familie von Johannes Heesters will "Goldene Kamera" aus Protest zurückgeben
Rosalia schrieb:
------------------------------------------------------- > Theo Lingen und Hans Moser waren beide mit > juedischen Frauen verheiratet und haben sich, > unter grossem persoenlichem Risiko, schuetzend vor > ihre Frauen gestellt. Heinz Ruehmann hingegen > konnte sich nicht schnell genug von seiner > juedischen Frau trennen, nicht ohne vorher noch > Goebbels wissen zu lassen, wie froh her ist, > dieses juedische Weib los zu sein (nachzulesen in > Goebbels persoenlichem Tagebuch). Dabei war ich > natuerlich nicht, aber es gibt schon Quellen, die > belegen, dass verschiedene deutsche Schauspieler > mehr oder weniger Naehe zum Naziregime gesucht > haben. Und ja, Ruehmann hat persoenlich und > freundschaftlich mit Nazigroessen verkehrt, was > andere Schauspieler nicht gemacht haben. > > Was die Frage angeht, wie man sich selbst in so > einer Situation verhalten haette: Ich weiss es > nicht. Keiner kann vorhersagen, wie sich jemand > in einem totalitaeren Regime verhaelt. Oft findet > man, dass Menschen, die vorher eine grosse Klappe > haben, ploetzlich den Mund halten und sich zu > Opportunisten entwickeln, waehrend andere, von > denen man es nicht erwartet, ueber sich selbst > hinauswachsen und echte Groesse an den Tag legen. > Ich weiss nicht, was ich gemacht haette. Ich > HOFFE jedoch, dass ich eher ein Theo Lingen > anstatt ein Heinz Ruehmann gewesen waere. Von den > wirklichen Helden wie Sophie Scholl oder Dietrich > Bonhoeffer will ich hier mal gar nicht reden. > Aber nur, weil wir unsere eigene Schwaeche nicht > vorhersagen koennen, kann ich diese Schwaeche doch > nicht zum Massstab meiner Beurteilung machen. > > Ausserdem taete man denen, die wirklich Mut > bewiesen haben, Unrecht, wuerde man alle ueber > einen Kamm scheren. > > Rosalia Oh, das Tagebuch von Goebbels... eine sehr glaubhafte Quelle! ;-) Nachweisbare Tatsache ist, daß die Ehe von Heinz Rühmann mit seiner ersten Frau längst zerrüttet war, er hatte ein Verhältnis mit Leny Marenbach, er sorgte mit seiner Scheidung dafür, daß seine erste Frau einen Schweden heiraten konnte, um somit Deutschland verlassen zu können. Er soll sie auch weiterhin unterstützt haben. Nebenbei, ich mag Rühmann gar nicht so besonders, seine Schauspielkunst halte ich für überschätzt. Er war sicherlich eine ehrgeizige Rampensau. Aber wenn Du so willst, hat er mit der Ehe mit Hertha Feiler auch nicht gerade den Weg des geringsten Widerstands gewählt, die als sog. Vierteljüdin eingestuft war, was sicherlich das Leben in Nazideutschland nicht einfacher machte. Vielleicht hat ja Rühmann deswegen immer wieder die Machthaber kontaktiert. Es ist übrigens erwiesen, daß viele Filmschaffende mit Einfluß zum Ende hin die Produktion von Filmen in die Länge zogen, um die z.T. massenhaft gebrauchten Komparsen am Filmset zu halten, damit die nicht wieder zurück an die Front mußten. Es wurden Szenen immer und immer wiederholt, manchmal sogar ohne Film in der Kamera, nur um die Dreharbeiten zu verlängern. Übrigens soll es auch unter Künstlers Eifersüchteleien geben, die auch mal in Verleumdung von Kollegen gipfelt. Warum und weshalb und in welchem Maße welcher Schauspieler die Nähe der Herrschenden suchte, ist vermutlich schwer zu klären, aber sicherlich nicht so pauschal zu beurteilen, wie Du es tust. Und es ist ja wohl ein Unterschied, ob man ein idealistischer Geistlicher oder auch Student ist, oder ein Durchschnittsmensch, der sich zufällig aber nun mal doch durch seinen Beruf als Künstler in exponierter Stellung befindet. Wie bekannt ist, hatten die Nazigrößen so alle ihre speziellen Lieblinge, die vielleicht, ohne daß sie es an die große Glocke gehängt haben, sich dadurch speziell für bedrohte Kollegen oder Angehörige und Freunde eingesetzt haben, indem sie die Nähe der Mächtigen, insbesondere ihres Bewunderers, suchten. Die zweite Frau von Göring, die ehemalige Schauspielerin Emmy Sonnemann z.B. erreichte auf Bitten von Filmgrößen bei ihrem Hermann so manche angeleierte und im Stillen durchgeführte Rettungsaktion. Diktatoren mögen es nämlich gar nicht, wenn gegen ihre Prinzipien verstoßende Ausnahmen gemacht werden. Wer natürlich von der Kanzel wettert oder Flugblätter verteilt und dafür hingerichtet wird, ist ein Held. Ein Schauspieler, der zum diktatorischen Herrscher des Landes zum Tee geht, ein Opportunist. Ganz einfache Rechnung, die Du da aufmachst. 1-mal bearbeitet. Zuletzt am 07.04.12 19:40. In diesem Forum dürfen leider nur registrierte Teilnehmer schreiben.
|