Gut, es ist vielleicht eine Frage der persönlichen Neigungen, ob man einem Club anhängt, der eine Tradition vorzuweisen hat, oder ob man rein auf den Erfolg schielt. Mir war der Gedanke, dem Erfolg alles unterzuordnen, in jedem Fall suspekt, weshalb ich vielleicht auch nie Bayernfan geworden wäre. Wenn ich in Bayern leben würde, dann würde ich auch sehr wahrscheinlich 1860 vorziehen.

Was Adidas betrifft, so denke ich schon, dass Tapie am Niedergang der Firma und an der Wandlung zur Aktiengesellschaft beteiligt war. Natürlich musste dem Schritt erst einmal vorausgehen, dass die Familie Dassler einen Großteil der Firma verhökerte. Tapie hatte aber bei Adidas bestimmt nichts zum Besseren gewendet. Das sind aber Sentimentalitäten meinerseits, die in einer gewissen Bindung zu Adidas begründet liegen, ähnlich wie ich das im Sport mit meinem Verein halte.

Was Marseille betrifft, so sind sie immerhin durch den Skandal zwangsabgestiegen. Sie sind vielleicht noch vergleichsweise weich gefallen, aber ich halte das auch für das Ergebnis einer Clubkultur, die eben zu sehr von marktwirtschaftlichen Beweggründen bestimmt war. Sicherlich braucht so ein Verein auch eine kompetente Spitze in Wirtschaftsfragen, aber ich halte es für ungesund, wenn wirtschaftliche Erwägungen das Handeln der Vereine zu sehr bestimmen. Da sage ich ganz ehrlich, dass ich gerne auf Meisterschaftstitel und Meriten verzichte, wenn dafür die Vereinskultur und Fankultur erhalten bleibt. In Deutschland hat das in den letzten Jahren nur Borussia Dortmund erfolgreich hinbekommen, nach der heilsamen Krise und dem Börsengang vor ein paar Jahren.