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Re: David Beckham geht zu Paris Saint-Germain für 800000 € ...
Richtig. Das macht den FC Bayern München auch wieder einmal so einzigartig. In anderen Vereinen hätten die Fans sicherlich für so viel Gegenwind gesorgt, dass ihm noch die letzten Haare vom Haupt gefallen wären.
Trotzdem ist die Gesamtsituation in der Bundesliga noch nicht so schlimm, dass die Fans vollkommen auf die Barrikaden gehen würden. In England hingegen wenden sich schon einige Fans ab, gründen eigene Vereine, die sie anfeuern. Sicherlich ist die Fansicht zuweilen etwas zu romantisch, man schwelgt in der Vergangenheit, die mit dem heutigen, knallharten Profigeschäft nicht mehr so viel gemein hat. Trotzdem muss eine Vereinsspitze auch auf Bedenken dieser Art eingehen und vermittelnd wirken. Dabei ist Bayern München aus deutscher Sicht ja nicht unbedingt unerfolgreich, weshalb dieser Ausraster wohl auch durchgegangen ist. Unter Garantie wäre so ein Gebaren aber in einigen anderen Vereinen nicht so einfach ignoriert worden. Da konnte die Führungsspitze schon für weniger die Koffer packen. Die Einnahmen im Stadion, speziell die Kartenpreise, sind heute wirklich weniger relevant, als vielleicht noch vor 30 Jahren. Ich kann das jetzt nicht belegen, aber ich meine vor ein paar Jahren einmal gelesen zu haben, dass damals Bundesligisten bis zu 80% des Umsatzes über die Kartenverkäufe machten, während das heute durchschnittlich magere 20% sind, trotz der Rekordzuschauerzahlen. Das macht diese Einnahmen um das Stadion und 'Live-Erlebnis' Fußball zwar zu einem relevanten Faktor, rückt aber im Gesamtmix deutlich in den Hintergrund. Wenn die richtig eingefleischten Fans aufgrund des Preisgefüges dem Spiel zunehmend fern bleiben, dann wird es auch eine Art 'magische Grenze' geben, die man nicht überschreiten darf, ohne befürchten zu müssen, dass sich die Stimmung im Stadion dramatisch ändert. In England ist man meiner Meinung nach über dieses Limit längst hinausgeschossen, und da man das Beispiel England auch bei den Bayern Fans kennt, war das nur ein Warnschuss, es nicht zu weit zu treiben, gerade weil die Stadionumsätze zunehmend unwichtiger werden in der Gesamtbilanz. Die wollten einfach mal deutlich machen, dass die richtigen Fans das eigentlich Kapital des Vereins sind, nicht die Beine, die die Tore schießen. Jedem Verein würde die Grundlage entzogen, wenn die eingeschworene Fanbasis errodiert, vor allem dann, wenn der Verein wirklich einmal eine Durststrecke von ein paar Jahren der Erfolglosigkeit, vielleicht gar Zweit- oder Drittklassigkeit, mitmachen muss. Dann braucht man nämlich auf die vielen Erfolgsfans, Eventbesucher und VIP-Logen-Benutzer nicht hoffen. Die ziehen weiter. Es gibt also für alles eine Grenze des Machbaren, wobei diese auch von der Fankultur um die Vereine abhängt. Der Kult, oder der Mythos der Vereine, wird nicht vom Verein selbst gestaltet, sondern von den wirklich eingeschworenen Fans. Das macht die Fans zur Geschäftsgrundlage, die unabdingbar ist. Wer diese Fans nicht mit ins Boot holt, oder gar vergrätzt, wird zwar kurzfristig Erfolge feiern, aber längere Durststrecken nicht meistern können, so dass dann auch die Geschäftsgrundlage an sich wegbricht. Der internationale Ruf lockt vielleicht Investoren, aber wenn man nicht von den absoluten Spitzenclubs redet, dann wird man sich keine nennenswerte Fanbase im Ausland aufbauen. Deshalb agieren die meisten Vereine immer noch in erster Linie für die nationale Ebene, internationale Erfolge sind dann eher ein Bonus, mehr nicht. Vereine Manchester United oder Real Madrid können deshalb vielleicht alleine aus dem klangvollen Namen Beckham auf dem Rücken ordentlich Kapital schlagen, gerade durch den langanhaltenden internationalen Erfolg. Ein Verein wie PSG, wie auch viele andere, die auch international mitmischen, kann das nur bedingt. Mit Raúl haben wir ja den direkten Vergleich in der Bundesliga. Bei aller Leistung, die er noch bringt, würde niemand auf die Idee kommen sich ein Schalker Raúl-Trikot zu kaufen, wenn er nicht auch Schalkefan ist. Auf dieser Ebene wird man international kein nennenswertes Kapital aus glanzvollen Namen schöpfen können, sondern immer nur aus der bereits bestehenden Fanbase des Vereins. In diesem Forum dürfen leider nur registrierte Teilnehmer schreiben.
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