Danica heißt die Kleine. Und wenn ich das richtig verstanden habe, ist sie auch nur eins von mehreren Babies, die diese Nummer "aufgedrückt" bekommen haben, so wie es auch bei "Nummer Sechsmilliarden" gewesen sein muss, denn angeblich war anlässlich Danicas Geburt auch ein sechsmilliardstes Kind dabei, und das war ein Mädchen namens Lorrize Mae Guevarra. Schreibt wenigstens der Spiegel. Die Presse scheint sich aus all diesen Fakten zusammenzuzimmern, was gut passt.

Was den kleinen Bosnier angeht: Das ist natürlich traurig, hat aber mit dem Bevölkerungswachstum wenig zu tun, wenn der Vater Krebs hat und die Mutter arbeitslos ist. Und dass die damalige Gaben der UNO und die kurze Aufmerksamkeit der Welt nicht für eine ganze Familie und ein ganzes Leben reichen, versteht sich von selber. Deshalb kann ich dieses Gejammer "Was hat's ihm nun genützt?", das jetzt alle möglichen Medien bemühen, nicht unbedingt verstehen, so leid mir die Familie auch tut.

Mir geht die öffentliche Diskussion (vor allem bei Spiegel online, weil ich die verfolgt habe) ziemlich auf den Geist, weil es unter dem Strich jetzt überall heißt, die "Dritte Welt" sei verantwortungslos, wenn sie so viele Kinder in die Welt setzt (schön war vor allem ein Beitrag eines spon-Lesers, der sich über die Bevölkerungsexplosion in den armen Ländern mokierte und dabei die deutsche Einwanderungspolitik aufs Korn nahm, die jede Menge Ausländer "unkontrolliert" ins Land lasse, nur weil es hier angeblich zu wenig deutsche Kinder gebe, dabei gelte doch auch für Menschen: Qualität geht vor Quantität – ist inzwischen allerdings gelöscht).

Wir stellen uns mit unserer westlichen Arroganz hin und sagen: "Kriegt gefälligst nur noch zwei Kinder pro Familie", ohne darüber nachzudenken, was es für afrikanische oder südostasiatische Eltern heißt, im Alter vielleicht niemanden mehr zu haben, der sie versorgt. Von den tiefen Spuren, die ein päpstliches Kondomverbot hinterlässt, mal ganz abgesehen.

Ich habe auch keine Lösung, aber das Bevölkerungswachstum als das Böse an sich hinzustellen, ohne die Hintergründe zu durchleuchten, das ist schon sehr bequem (bezieh das alles bitte nicht auf Dich, ich brauchte nur einen Aufhänger für meinen Frustbeitrag). Und weil's so schön bequem ist, macht's nun die Runde, und jeder Stammtischphilosoph hat ein wunderbares neues Thema ...