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Re: Vereinfachungen bei der Deutschen Post- Kunde hat Nachsehen
Ich kann jetzt nur aus meiner Kindheit berichten: In den 60er Jahren kam jeder Briefzusteller (damals nannten wir ihn noch Postbote) zu Fuß. Wir wohnten eher ländlich (ca. 3000 Einwohner). Jeder Postbote hatte seine bestimmten Straßen "abzulaufen". Für die Pakete (Neckermann/Quelle/Otto/Schöpflin etc.) hatte er einen einachsigen gelben Handwagen, mit Posthorn drauf, den er vor sich herschob. Dazu war er auch noch der allseits beliebte "Geldbriefträger", der den Leuten per Postanweisung Geld brachte und, wenn ich mich recht entsinne auch noch monatlich 8,- DM Rundfunkgebühr kassierte. Mehrfamilienhäusen hatten mitunter gar keine Briefkästen im Hausflur, sondern an jeder Wohnungstür war ein Briefeinwurfschlitz. Für Einschreiben mußte er auch noch klingeln um eine Unterschrift zu bekommen. Also mußte unser Postbote/Briefträger in solchen Häusern treppauf-treppab gehen, was er auch immer tat. Das eine oder andere kurze "Schwätzchen" an der Haustür? Klar, dafür hatten die Postboten auch noch Zeit. Und um die Weihnachtszeit erhielten die Postboten so unter der Hand doch schon mal die eine oder andere finanzielle Aufmerksamkeit als Dank für die gute Zustellung, was die Deutsche Bundespost nicht gerne gesehen hat. Aber: Wo kein Kläger ist, ist auch kein Richter.
Das änderte sich so langsam Mitte der 70er Jahre, als die Postzusteller auf dem Fahrrad unterwegs waren. Der Zusteller war angeblich laut Post schneller, also ist auch sein Zustellbezirk größer geworden. Das er auch weiterhin treppauf-treppab mußte, interessierte bei der Deutschen Bundespost kein Aas. Die Pakete lieferte ein anderer Zusteller mit einem VW-Bulli aus. Ganz schlimm wurde es, als die Zusteller auch im gelben Pkw kamen. Die Zustellbezirke wurden noch größer und waren kaum noch zu bewältigen. Und wieder mußte der Zusteller mit dem Pkw Briefe und sogar noch Pakete ausliefern. Finanzielle Aufmerksamkeit in der Weihnachtszeit? Weil kaum noch jemand zuhause war, gleich Null. Hier im Ort, in dem ich jetzt wohne, hatten wir einen bekannten, sehr netten, stets hilfsbereiten und freundlichen Zusteller, der von "zu Fuß" über Fahrrad bis zur Auslieferung mit dem VW-Bulli alles mitgemacht hat. Der konnte Geschichten erzählen, denen heute von den jungen Leuten kaum Glauben geschenkt wird. Früher zu Fuß oder mit Fahrrad noch mal schnell ein Schwätzchen mit den Postkunden und manchmal sogar, verbotener Weise, mal ganz schnell ein Gläschen Bier und einen eiskalten Bismarck, zum runterspülen, war immer drin. Mit dem Pkw und den vergrößerten Zustellbezirken war er nur noch am laufen, um sein Pensum zu schaffen. Und niemand, wirklich niemand hat sich über seine Arbeitsweise geärgert oder beschwert. Jedenfalls ist mir nichts zu Ohren gekommen. Nun ist unser Post-Peter seit einigen Monaten in den wohlverdienten Ruhestand gegangen. Hier im Ort wünschen wir Dir, lieber Peter, für Deine weitere Zukunft alles, alles Gute und hab vielen, vielen Dank für deine treuen, jahrzehntelangen Dienste für Deine Kunden. 3-mal bearbeitet. Zuletzt am 04.08.20 14:24. In diesem Forum dürfen leider nur registrierte Teilnehmer schreiben.
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