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Re: Französische Kampfjets fliegen über Bengasi
Man muß hier erstmal zwei Fragen trennen - erstens, ob das Eingreifen angemessen ist, und zweitens, ob man als "Westler" zusammenhalten sollte.
Warum greift man denn jetzt ein? Mißt man nicht mit zweierlei Maß, wenn man diesen Diktator vertreibt, aber andere Diktatoren sei es in Afrika oder gleich daneben im Iran, oder - ja auch das ist eine wenn auch westfreundliche absolute Herrschafft - in Saudi-Arabien weiter machen läßt und sie dabei auch noch mit Waffen versorgt? Entweder man achtet die Souveränität der Länder, oder man behandelt alle gleich! Hätte man den Militärschlag auch ausgeführt, hätte Ghaddafi Atombomben gehabt? Ich glaube Italien wäre da nicht so scharf drauf gewesen. Ist das nicht geradezu eine Aufforderung an alle Diktatoren, sich eine Force de frappe zuzulegen? Egal ob mit atomaren, chemischen oder biologischen Waffen, mit denen sie auch den Westen bedrohen können? Und wen unterstützt man denn da genau? Friedliche Rebellen, die alle Libyer gleich stellen wollen und danach Freiheit und Demokratie einführen? Wohl kaum. Wie geht es weiter, wenn die "Rebellenstädte" verteidigt werden, und diese dann auf die Hauptstadt zumarschieren? Bombt man ihnen dann den Weg frei, auch wenn es bedeutet dass man - auch welchem Grunde auch immer sie es sein mögen - Ghadaffi-treue Zivilisten gefährdet? Oder überlässt man sie dann ihrem Schicksal, und unterstützt sie wie in den 80ern die USA die Afghanen gegen die Sowjets mit Waffen unterstützt haben? Nur damit diese 10 Jahre später vielleicht wieder gegen das eigene Volk oder den "Westen" gerichtet werden können? Die andere Frage ist natürlich, ob ein so wichtiges - sicherlich nicht militärisch, aber sehr wohl finanziell - Mitglied der "westlichen Miltärstaaten" (Nato wäre hier ja nicht richtig) sich einfach in aller Öffentlichkeit gegen seine Partner stellt. Was wirft das denn für ein Licht auf die seit über 50 Jahren praktizierte Einigkeit in der Nato? Können andere Staaten - sei es selbst China oder Rußland - wenn sich plötzlich etwas erlauben sollten (sei es in Taiwan einzumarschieren) darauf vertrauen, dass erstmal wochenlang in den Militärbündnissen diskutiert wird, bevor gehandelt wird und es eh zu spät ist? Oder wichtige Länder - nicht nur Deutschland - wegen anstehender Wahlen lieber die innenpolitisch populistische Einstellung vertreten? Deshalb bin ich schon der Meinung, dass wenn sich Welt für einen Militärschlag entschieden hat - ob gerechtfertigt oder nicht - Deutschland auch an deren Seite kämpfen sollte. Jetzt kommt natürlich sicher der Einwand: Aber selbst die wichtigen Staaten wie Rußland oder China haben sich enthalten und äußern ihre Einwände. Aber genau das ist ja der springende Punkt: Sie haben sich enthalten, und kein Veto eingelegt. Mit ihrer Enthaltung haben sie also de facto dafür gestimmt. Das soll natürlich keine Brückenspringermentalität zum Ausdruck bringen, aber ich denke wenn sich die Weltgemeinschaft in den UN für einen Militärschlag entscheidet, dann sollte sich da Deutschland nicht raushalten. In diesem Forum dürfen leider nur registrierte Teilnehmer schreiben.
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