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Re: Was lest Ihr gerade?
@Lok: das Buch interessiert mich auch, bin gespannt, wie Du es insgesamt bewerten wirst. Ich warte mal noch:-)
Ich selbst lese zur Zeit von Arno Geiger: "Der alte König im Exil" in diesem Buch schildert der Autor die fortschreitende Demenz seines eigenen Vaters, die neue Nähe zwischen Vater und Sohn, die zuvor nie so intensiv und so voller Liebe seitens des Sohnes war und vor allem erzählt das Buch davon, wie lebenswert und kostbar das Leben ist - zu jedem Zeitpunkt und gerade auch mit Demenz. Das Buch ist stellenweise sehr amüsant zu lesen und wer mit Demenzkranken nie zu tun hat, wird erstaunt sein über die Weisheit, die der Vater immer noch vermittelt. An einer Stelle sagt er auch sinngemäss: "Ich bin ja nicht dumm geworden, ich habe nur vergessen!" Ich kann das Buch jedem empfehlen, besonders aber denjenigen, die einen demenzkranken Menschen in der Familie haben oder die selbst Angst vor dieser Krankheit haben. Persönlich berührt es mich mehr, denn mit mein 1994 verstorbener Partner, der 1990 einen sehr schlimmen Autounfall hatte und allerschwerstes frontobasales Schädelhirntrauma erlitt und nach langem Wachkoma an dem litt, was Laien als totalen Gedächtnisverlust litt, habe ich viele dieser Erlebnisse auch durchlebt. Es war wie ein kompletter Crash der Festplatte, bei der alle Daten durcheinander und zum Teil komplett verloren waren. Beim Sprechen mussten sich Buchstaben und Worte erst neu ordnen und die kognitiven Fähigkeiten waren weitgehendst verloren. So viel hatte er vergessen und er erfand neue Beschreibungen, die aber durchaus das selbe aussagten wie die eigentlich richtige Bezeichnung. Die Tasse zb war ausgeschaltet (leer) er wollte wieder Licht drin haben (voll machen) oder einmal bat ich ihn, seine Handschuhe anzuziehen und über das Wort regte er sich furchtbar auf und tat es als Blödsinn ab, weil die Hand nicht an den Schuh gehört. Als ich ihm dann die Handschuhe zeigte und fragte "Na was ist das denn dann hier???" kam wie aus der Pistole geschossen "das ist ein flexibler Hohlkörper mit einem Eingang und 5 Kammern!" - Völlig korrekt und trotzdem haben alte Freunde usw sich von ihm weggedreht und er galt eben als "verblödet" ..... All das kam mir beim Lesen dieses wie ich finde sehr zärtlichen Buch über einen kranken Vater wieder hoch .... und ist dem Buch von Oliver Sacks: "Der Mann, der seine Frau mit einem Hut verwechselte" durchaus ein wenig ähnlich .... Hier eine Rezension der FAZ [www.faz.net] In diesem Forum dürfen leider nur registrierte Teilnehmer schreiben.
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