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Re: Autoren und solche, die es werden wollen, unter uns??
Na, so ganz so einfach ist es nicht.
Der Verlag gibt nichts vor, außer - wenn man Glück hat - dem Titelbild. Bei mir war es so, dass ich ein halbes Dutzend Titelbilder zur Auswahl bekam und ich mich spontan, meist am Telefon (mit meinem damaligen redakteur ging das) entschied, welches ich haben wollte. Danach ließ ich mir einen groben Plot einfallen - meist wusste ich nur, worum es im groben gehen sollte - und drei, vier Titel, von denen der verlag einen wählte. Und dann legte ich los. Die Geschichte selbst ist / war einzig und allein Sache des Autors. Es bleibt also genug Möglichkeit, sich auch mal Skurilles einfallen zu lassen, wie beispielsweise das Aufeinandertreffen fremder Kulturen und Traditionen... Hier bekam man überhaupt keinerlei Vorgaben. Was passieren kann, wenn man an einer Serie mit vom Verlag entwickelten festen Serienhelden schreibt, ist die Vorgabe eines Serienkonzepts. Dies charakterisiert den Haupthelden und eventuell immer wiederkehrende Nebenhelden, mehr aber auch nicht. Meine Kenntnisse vom Alten Westen recherchiere ich sehr genau anhand von Sekundärliteratur (Sachbücher über den Westen und über verschiedene Waffen jener zeit und ihre Geschichte und technische Angaben) und Internet. Eine ganz besondere Hilfe sind mir einige amerikanische Kollegen, die als Experten für den alten Westen anerkannt sind und mit denen ich in Email Kontakt stehe. Bei detaillierten Fragen, meist zu Kleinigkeiten wie Ausrüstungen und dem leben in den Pioniertagen, stehen sie mir gerne Rede und Antwort, und ich kann dann ziemlich sicher sein, dass meine Informationen auch stimmen. Was das reiten anbelangt und alle Fragen zu Pferden, Sätteln und so, habe ich eine langjährige Freundin, die selbst begeisterte Westernreiterin ist und sich da sehr, sehr gut auskennt. Du siehst, man muss also schon was tun. Sich hinsetzen und einen Western schreiben kann jeder. Sich hinsetzen und einen Western schreiben, bei dem zumindest historische Angaben, Waffen, Ausrüstung, und das leben realistisch geschildert wird, dazu gehört eingehende Recherche. Machen aber die wenigsten Autoren. Ich habe sogar schon erlebt, dass Inhalte von Westernfilmen mit anderen namen fast unverändert in Romane eingebaut wurden - aber sowas mach ich nicht. Wenn mir mal nix mehr einfällt, lasse ich es lieber statt abzuschreiben. Selbst aus Büchern amerikanischer Kollegen, die hierzulande nie verlegt wurden, würde ich niemals abschreiben. Das lässt mein Stolz nicht zu. Das heißt nicht, dass man sich nicht von Filmen oder Romanen inspirieren lassen darf. Ich las mal nen US-Roman, auf dessen Titelbild ein Mann mit einem Messer gegen einen grizzly kämpfte, um ein Indianermädchen vor der Bestie zu beschützten. Durch das Titelbild inspiriert, bastelte ich auch einen Grizzly-Roman, der inhaltlich aber völlig anders war. Ein anderes mal inspirierte mich der eine oder andere Western, in dem ein einsamer mann durch die Lande zog und in eine bedrohliche Situation geriet. So inspirierte mich die Figur "Clay Culhane" aus der TV-Serie"Von Cowboys, Sheriffs und Banditen" zu der Figur eines Rechtsanwalts, der zur Waffe greift. In der TV-Serie geht es um einen Revolvermann, der des Tötens müde ist und Jura studiert, aber immer wieder gezwungen wird, zur Waffe zu greifen. Bei meinem Helden geht es um einen Rechtsanwalt, der durch einen Schicksalsschlag und die Ohnmacht des Gesetzes gezwungen wird, aus Rache zum revolvermann zu werden und Vergeltung zu suchen. Wohlgemerkt, hätte der mann statt Anwalt auch Arzt, lehrer, Kaufmann, Handelsvertreter oder ein einfacher Farmer sein können, aber der Beruf des Anwalts reizte mich. Und einen "Revolveranwalt" gab es ja tatsächlich im Westen, der hieß Temple Houston und wurde als historische Figur ebenfalls zur Gestalt einer bei uns nie gelaufenen Westernserie. Also, du siehst, Schreiben ist richtig Arbeit und zum teil sehr zeitraubend. Die Zeit, die für die recherche draufgeht, sollte man dann wieder mit dem Schreiben reinholen, denn zu lange darf man natürlich auch nicht brauchen. Die zeitliche Vorgabe des verlages für einen "Groschenroman" ist im Regelfall 14 Tage, welche die meisten Autoren auch benötigen. Mir persönlich war das aber immer zu lang, deshalb hab ich meist mehr Stunden reingehängt. Mein persönlicher Rekord liegt bei zweieinhalb Tagen, mit insgesamt 4 Stunden Schlaf. Das machst du aber auch nur ein paarmal, dann schlaucht es zu sehr. Es soll ja irgendwo auch noch Spaß machen. Der Lonewolf Pete In diesem Forum dürfen leider nur registrierte Teilnehmer schreiben.
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