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Re: Die Kinder von Golzow..
Falls ich Deiner Meinung nach eine dieser Ewiggestrigen sein sollte: Dieser Vorwurf ist lächerlich. Wann hast Du eigentlich das letzte Mal alle Deine Werte und das, woran Du glaubst, hinterfragt? Wann ist Deine Welt zum letzten Mal komplett über den Haufen geworfen wurden? Jeder dieser "ewiggestrigen" Ossis musste Anfang der Neunziger alles umschmeißen, was er bis dahin gelernt und gelebt hatte. Er fing an, an ein neues System mit "blühenden Landschaften" zu glauben und daran, dass es "keinem schlechter gehen würde". Das nächste, was er lernen musste, war, dass Politiker im Westen ebenso lügen wie im Osten. Und dass der angestrebte Kapitalismus ebenso chancenreich wie gnadenlos sein konnte. Für junge Menschen war das alles noch zu bewältigen, wer aber zu Wendezeiten 45, 50 oder älter war, musste sein Leben umwerfen, und manche hat das aus der Bahn geworfen. Wie kann man diesen Leuten Anfang der 90er (und um diesen Zeitraum ging es gerade, als Du das geschrieben hast) vorwerfen, dass ihnen der "kritische Blick" fehlt? Die Menschen haben umgelernt mit aller Kraft, und zwar immer wieder neu, weil ihnen das, was plötzlich auf sie zukam, niemand beigebracht hat, nicht zu Hause, nicht in der Schule und auch nicht zu Wendezeiten in der Politik. Und wenn sich dann einer in all seiner Unsicherheit an die soziale Absicherung (vor allem für junge, alleinstehende Mütter) zurückerinnert hat, war er ein "Ewiggestriger"? Wann hast Du das letzte Mal so einen Umbruch in Deinem Leben erlebt - und hast ihn problemlos gemeistert, ohne Angst, ohne Zweifel? In diesem Forum dürfen leider nur registrierte Teilnehmer schreiben.
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