> Was ich sehr erstaunlich noch finde, ist die
> Laufzeit von Lassie, ganze 19 Jahre. Welche andere
> kindersendung mit einem Tier-Darsteller in der
> Hauptrolle lief schon über so einen langen
> Zeitraum?
>
> Hast Du da vielleicht dazu eine Erklärung,
> Kaschi?
> Es würde mich sehr interessieren.
>
> Freue mich auf eine Rückmeldung.
Tja, da kann man nur über die Gründe spekulieren, Plausibilitäten abwägen.
Ich denke, vier Gesichtspunkte könnten dabei eine Rolle spielen:
1. Hunde als "des Menschen bester Freund"
Menschen gehen mit Hunden oft tiefe, emotionale Bindungen ein. Häufiger als mit allen anderen Tiergattungen, wage ich zu behaupten. Darauf beruht auch der Spruch mit dem "besten Freund". Hier bedeutet das: Fernsehtierserien mit Hunden haben von vornherein einen Vorteil.
2. Die tierischen Darsteller
Vergleicht man Lassie mit anderen TV-Hunden, so lässt sich vielleicht sagen, dass die Colliehündin eher für Emotion steht, für Zuneigung und Treue, Rin Tin Tin eher für Action und Athletik. Beides gilt auch umgekehrt, aber wohl nicht in gleichem Maße. Damit dürfte Lassie in Sachen Serienbindung auch gegenüber der Hundekonkurrenz einen Vorteil gehabt haben.
3. Die menschlichen Darsteller
Weder bei Fury, noch bei Flipper oder Rin Tin Tin gab es weibliche "Regulars". Möglicherweise ein weiterer Pluspunkt von "Lassie", insbesondere, wenn es um weibliche Zuschauer geht. - Die Rollen der Jungen als Partner des titelgebenden Tieres unterschieden sich zudem nicht unerheblich. Jeff war ein "richtiger Junge", aber mit dem Herz auf dem "richtigen Fleck", Timmy dagegen eher ein kleiner Junge, der vermutlich mütterliche Gefühle wecken konnte. Ich konnte mich als Kind mit ihm nicht besonders identifizieren. Rusty passte als kleiner, pummeliger Junge nicht wirklich ins Bild des abenteuerlichen Indianerforts. Da hätte einer wie Joey ("Fury") besser gepasst, denke ich. Bei "Flipper" nervte Bud meistens, weil er häufig mit dem, was er sagte und tat, daneben lag. Und Sandy gab dann den Ersatzpapa. Keine für Kinder sonderlich attraktive Kombination. Aber Sandy hatte wohl nicht wenige weibliche Verehrer. Bei Daktari gab es lange Zeit überhaupt keine Kinder.
Das alles gilt aber nicht für Lassies Zeit nach der Farm in Calverton. Vermutlich hatte die Serie zu dem Zeitpunkt bereits einen sich selbst verstärkenden "Kultstatus". Die Zuschauer waren genauso treu geworden wie Lassie ...
4. Das Setting
Die Abenteuer von Lassie fanden in der damaligen Gegenwart statt, auf einer Farm. Das galt für Fury genauso. Alles sehr vertraut für viele Kinder. Rin Tin Tin tobte sich rund 70 bis 80 Jahre vorher aus, noch zu Zeiten der Indianerkriege. Ein abenteuerliches Setting, aber in Konkurrenz zu den damals ebenfalls sehr zahlreichen Westernserien. Die Abenteuer von Flipper fanden in und auf dem Wasser statt, an einem exotischen Ort (Coral Key, Florida). Deutlich weniger angebunden an die Erlebniswelten der meisten jugendlichen Zuschauer, aber auch nicht so exotisch wie der Wilde Westen oder der afrikanische Dschungel. - Ich denke, das Setting von "Lassie" konnte auch hier am meisten "Punkte sammeln".
Allen Serien gemein war die Vermenschlichung der Tiere. Mich hat das als Kind nicht gestört, sondern vielmehr fasziniert. Heute sehe ich das natürlich anders. Ich fürchte aber, diese Vermenschlichung gehörte auch zum Erfolgsrezept dieser Serien, aber das galt wohl für alle. Erst recht für Mr. Ed, der das ja ins Komische verwandelte.
Zur langjährigen Zuschauerbindung trug sicher auch das massive Merchandising bei (Bücher, Comics, Spiele, Playsets, usw.). Aber auch das dürfte für alle Serien gleichermaßen gelten, natürlich abhängig von der jeweiligen Präsenz im TV-Programm.