In den 90er- und frühen 2000er-Jahren quoll das Fernsehen über vor Talkshows aller Art, die Bandbreite reichte von trivialen, krawalligen, gefakten und teils vulgären Genre-Vertretern bis hin zu sehr nachdenklich stimmenden und die oft tabuisierten seelischen Abgründe berührenden Formaten. Zahllose Medienleute versuchten sich als Gastgeber mit teils sehr unterschiedlichem Publikumserfolg, wobei neben Hans Meiser, Alfred Biolek und Margarethe Schreinemakers nur wenige Dauerbrenner größere Strahlkraft entfalteten. In der Spätzeit der bunten Talkshows betraten Reinhold Beckmann und Markus Lanz die Arena, wobei ersterer nach anfänglichen Quotenproblemen einen Imagewandel vom ironischen Late-Night-Talker zum nicht immer ganz überzeugenden "Menschenflüsterer" hinlegte. Mit dem Wechsel Lanz' vom Boulevard-Fach zum Polittalk wurde das einst erfolgreiche Sendungskonzept in Deutschland quasi beerdigt, übrig blieben nur das tiefgründigere Nachtcafé des SWR und die teils sehr oberflächlichen Personality-Talks in den anderen Dritten.

Gesprächsformate, die neben Unterhaltungswert auch Tiefgang aufwiesen, gab es nicht wenige, wie etwa das großartige "Boulevard Bio" oder Bettina Böttingers "B. trifft...". Einer der prägendsten Talkmaster der ARD war lange Zeit Jürgen Fliege. Der aufmüpfige Pfarrer packte viele heiße Eisen an, erforschte durchaus einfühlsam die Grenzbereiche des Lebens und brachte bei Prominenten Facetten zum Vorschein, die bis dahin unbekannt waren. Die Palette reichte von heiteren Begebenheiten, Alltagserfahrungen, und tiefen Lebenseinschnitten bis hin zu ganzheitsmedizinischen und aufwühlenden Themen wie Sucht, Krankheit, Spiritualität und Tod. Eingeladen waren auch viele fernsehbekannte Persönlichkeiten, die mit Nichtprominenten im Halbrund diskutierten.

Besonders bemerkenswert und für heutige Verhältnisse absolut außergewöhnlich ist diese Folge:





3-mal bearbeitet. Zuletzt am 22.03.25 19:27.