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Wyatt Earp greift ein
Die erste US Westernserie, die den Weg ins deutsche Fernsehen schaffte, war ja angeblich "Wyatt Earp greift ein" (Life and Legend of Wyatt Earp), eine Desilu-Produktion aus dem Jahre 1955. (In USA war die erste Westernserie, meines Wissens das erste TV-Serienformat überhaupt, der "Lone Ranger" aus dem Jahre 1949). Ich habe Wyatt Earp als Kind nie gesehen, sondern erst in einigen Episoden in den 1980er Jahren im US-Sender "NBC Lifetime" kennen gelernt. Dank DVD- und YouTube Veröffentlichungen kann ich nun die komplette Serie, über 200 Episoden, chronologisch in Top Qualität anschauen.
Fazit nach den ersten 10 gesichteten Episoden: Zunächst mal kommt Wyatt Earp etwas behäbiger daher als die Westernserien, die wir kennen. Es gibt keine Musikuntermalung. Diese übernehmen die A Capella - Sänger der "Ken Darby Singers", die auch für einen tollen, damals üblichen Titelsong sorgen. Schießereien sucht man bis auf die 10. Folge vergeblich, da Wyatt Earp lieber Überzeugungsarbeit leistet statt seine Gegner umzunieten. Wie er selbst sagt, ist es sinnvoller, einem randalierenden Cownoy eins auf die Mütze zu geben als ihn wegzupusten. Am nächsten Morgen hat er höchstens tierische Kopfschmerzen, die ihm zu denken geben, und außerdem ist er dann noch in der Lage zu arbeiten und seine Strafe zu bezahlen. 190 der weit über 200 Episoden der Serie wurden von Frederick Hazlitt Brennan geschrieben, was auch eine Ausnahme darstellt - wir kennen das später von anderen Formaten, z.B. britischen Comedy-Formaten - doch dass ein einziger Autor verantwortlich zeichnet für den Großteil einer 6 Jahre laufenden Westernserie, ist eher ungewöhnlich. Brennan setzte sich mit der Arbeit an "Wyatt Earp greift ein" zu Lebzeiten ein Denkmal bzw. die Serie wurde zu seinem Lebenswerk, denn nur ein Jahr nach Ausstrahlung der Serie verstarb der Autor. Die Drehbücher halten sich akribisch genau an Aufzeichnungen und historische Dokumente jener Tage, als Wyatt Earp Gesetzeshüter war. Dabei werden die eher unrühmlichen Episoden in Earps Leben, als er sich eher auf dem schmalen Grat zwischen Rechtschaffenheit und Gesetzlosigkeit bewegte, ausgespart. Man sagt ihm z.B. windige Geschäfte mit gestohlenem Viel und eher unrühmliche Tätigkeiten im Gastronomiegewerbe nach, und er stand wohl auch ein paarmal vor Gericht, allerdings wurde er wohl nie zu Gefängnisstrafen verurteilt. Die Serie schilderte, wie Wyatt Earp zum Marshal der Rinderstadt Ellsworth in Kansas wird. Nachdem er dort für Recht und Gesetz gesorgt und die gefährlichen Thompson-Brüder aus dem Verkehr gezogen hat, erhält Earp das Angebot, die Rinderstadt Wichita in Kansas zu zähmen. Dort haben die Falschspieler und Betrüger das Sagen, und Wyatt zieht sich alsbald den Unmut des mächtigsten Spielhallenbesitzers Clements zu. Aber auch die Honoratioren der Stadt sehen es nicht gerne, dass ihnen die Steuereinnahmen der unschädlich gemachten Banditen entgehen. So muss sich Wyatt auch immer gegen die Stadtväter und Geschäftsleute selbst wehren, was oft schwieriger ist als der Kampf gegen die Gesetzesbrecher. Mehr als einmal hat er korrupte Richter und Bürgermeister oder gar Sheriffs gegen sich. Doch Wyatt sorgt auch in Wichita für Recht und Gesetz und zieht dann weiter zu seiner größten Herausforderung - Dodge City, Hauptumschlagplatz im Viehhandel und eine der großen "wilden Städte" des wilden Westens. In einer anderen Serie sieht dort ein gewisser U.S. Marshal Matt Dillon nach dem Rechten, doch Wyatt ist erst mal nur Town Marshal und haut mit eiserner Faust auf den Tisch, dass die Gläser tanzen. Und auch hier gelingt es ihm schließlich, die Stadt zu einem Ort zu machen, wo es sich zu leben lohnt. Wyatt zieht es dann fort und es verschlägt ihn nach Arizona, wo er in dem Städtchen Tombstone mit seinen härtesten Gegnern konfrontiert wird: Die Clanton-Bande und dem Revolvermann Johnny Ringo. Natürlich läuft alles auf den berühmt-berüchtigten Revolverkampf der Earp-Brüder und Doc Hollidays gegen die Clanton-Bande und Johnny Ringo im O.K.Corral hinaus, der in den letzten sechs Episoden der Serie den Höhepunkt der gesamten Produktion darstellt. Hugh O'Brian erzählte später in einem Interview, dass man besonders darauf bedacht war, die Ereignisse, die zu der Schießerei führten und die Auseinandersetzung selbst möglichst genau zu recherchieren und möglichst historisch stimmig und authentisch zu inszenieren. Somit dürfte die in der Serie gezeigte Version der Ereignisse den historischen Abläufen wohl am nahsten kommen. In der deutschen Version wird Hugh O'Brian von dem renommierten Darsteller und Synchronsprecher Werner Bruhns gesprochen, den wir auch aus Serienklassikern wie "Der Kommissar" kennen. Auch die Gast-Hauptrollen der Serie sind mit dem Dauerbösewicht Morgan Woodward (der hier einen der "Guten" spielt) und Myron Healey als Doc Holliday bestens besetzt, nur Bat Masterson wirkt viel zu jung für die Figur, die später von Gene Barry in der ebenso erfolgreichen Westernserie "Bat Masterson" wesentlich reifer und glaubwürdiger verkörpert wurde. Ich werde also in den nächsten Wochen mit "Wyatt Earp" beschäftigt sein und freue mich auf viele beeindruckende Episoden. Es macht Spaß, auch Parallelen zu anderen Westernserien entdecken zu können. So ist einer von Wyatts besten Freunden der Betreiber der örtlichen Zeitung - genau wie in "Wilder Westen Ariziona (Tombstone Territory)". Dodge City ist Schauplatz von "Rauchende Colts", Wyatt Earp und Matt Dillon sind Marshals, u.ä. Es wäre zu wünschen, dass die in Deutschland ausgestrahlten Episoden der Serie - sofern noch vorhanden - von einem führenden Label auf DVD veröffentlicht werden. Zu dieser populären Serie gab es in den USA Comics und Jahrbücher; die Comics fanden teilweise den Weg nach Deutschland und wurden unter den Reihen "Fernsehabenteuer" und "Taschenstrip" auch hierzulande veröffentlich. Fernsehbücher mit Romanen zur Serie gab es, im Gegensatz zu anderen populären Serienklassikern, hierzulande aber leider nie. Allerdings gab es ein großformatiges Hardcover unter dem Titel "Mein großer freund Wyatt Earp" von William Mark, der auch die erfolgreiche Heftromanserie rund um Wyatt Earp und Doc Holliday verfasste. Dieses Hardcover mit einer persönlichen handschriftlichen Widmung William Marks an den Vorbesitzer des Buches habe ich im Schrank und hüte es wie einen Schatz. Man darf allerdings nicht vergessen, dass zum Zeitpunkt der Ausstrahlung die Idee des "Fernsehbuches" noch in den Kinderschuhen steckte, soforn sie überhaupt schon geboren war. Für Fernsehnostalgiker und Westernfans ist "Wyatt Earp greift ein" aka "The Life and Legend of Wyatt Earp" definitiv eine Empfehlung. Der echte Wyatt Earp hat die Serie und die Arbeit daran leider nicht mehr mitbekommen, er verstarb rund 25 Jahre vor Drehbeginn. Der Lonewolf Pete aufgrund der Drehbücher von Die Rolle des Wyatt earp ist hervorragend besetzt mit Hugh O'Brian.
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