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Re: ZDF Autotest - VW 1200 (1965)
Eure Erlebnisse wirken auf mich beeindruckend, ich bin nämlich schon Generation Golf (im Sinne von Nicht-Käfer, also ohne spezielle Golf-Erfahrung): Ich bin noch nie einen Käfer selber gefahren und auch nur ein paar Mal mitgefahren. Das letzte mal - in den 80ern - war es ein Mexiko-Käfer und ich fand die Federung erstaunlich gut. An mehr erinnere ich mich aber nicht mehr. Also, falls euch noch mehr Erinnerungen einfallen ...
Beim Günzler-Test hätte ich nicht erwartet, dass er den Käfer so enttäuschend darstellt. Dabei scheint er sich bemüht zu haben, es nicht gar zu negativ aussehen zu lassen: Die Fahrversuche auf dem Skidpad gingen so schnell, dass man das Fahrverhalten kaum betrachten konnte. Man muss ja bedenken, der Test flimmerte ein einziges Mal im Wohnzimmer und dann nie wieder, Rückspulen ging ja nicht. Dafür hat er sich mit dem vollkommen sinnlosen Bremsprüfstands-Test viel Zeit genommen. Und dass er die Haube des Kofferraums nicht geöffnet hat, wird den gleichen Grund gehabt haben. Die umgeklappte Rückbank machte sich da im Anblick wohl besser. Komisch fand ich das Frankfurter Kennzeichen, ob es denen wohl peinlich war, beim Werk nach einem Vorführwagen zu fragen? Der entscheidende Nachteil des damaligen Käfers, die gefährliche Pendelachse hat er gar nicht erwähnt: Wenn der Wagen durch Bodenwellen in der Kurve hochspringt, klappen die Räder mit einer O-Bein-Stellung nach unten und der Wagen steht höher, hat also einen höheren Schwerpunkt, in Kombination mit einer schmaleren Spurweite. Zudem kann durch die O-Bein-Stellung das kurvenäußere Rad weniger Querkraft auf die Straße übertragen und da fliegt man ganz schnell in den Graben. Den gleichen Effekt kann eine plötzliche Windböe oder ein geplatzer Reifen haben. Natürlich konnte man ein Fahrzeugleben lang davon verschont geblieben sein. Aber wenn es passierte, war der Sensemann in einer Zeit ohne Sicherheitsgurt schnell zur Stelle. Die überlegene Schräglenker-Achse kam erst 1967 für den Halbautomatik-Käfer, beim 1302 und 1303 hatten sie dann alle Antriebe. Der Käfer war in den 50er Jahren ohne Konkurrenz, aber als dann Opel Kadett und Ford 12 m (Baureihe P4) kamen, war seine Zeit abgelaufen. Die beiden hatten einen Kofferraum, der problemlos einen Kinderwagen aufnahm und das war doch schon Grund genug, keinen Käfer mehr zu kaufen. Und dann noch eine funktionierende Heizung, ... . Hautargument für den Käfer war, er sprang immer. Und sein Motor konnte von Vandalen nicht so schnell zerstört werden. Fuhr man insbesonder mit kalten Motor Höchstdrehzahl, dann waren das nur so 4500/min statt 6000/min, weil es sich um Vorkriegstechnik handelte, und das war dann weniger schädlich. Außerdem war er durch den Heckmotor sehr geländegängig. Aber halt mit dem Nachteil, nicht so gut auf der Straße zu fahren. Komisch fand ich die Anmerkung, es handelt sich um das langsamste Auto aus großer Serie, aber dass ist natürlich Ermessensfrage, in so großer Serie wie der Käfer wurde natürlich nichts anderes gebaut. Im unteren Drehzahlbereich hat der Käfer durch die 1,2 l Hubraum natürlich viel Leistung und geht gut ab, also 0 bis 50 km/h ist kein Problem. Absolut gesehen übertreibt Günzler mit der Verkehrsgefährdung, aber für den Preis des Käfers konnte man sich halt überlegen, etwas rasanteres zu kaufen. In diesem Forum dürfen leider nur registrierte Teilnehmer schreiben.
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