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Re: Steed bleibt standhaft
Mir scheint, dass Steed den Tee nur angeboten bekommt, damit etwas später mit der Zucker-Nachfrage auf amüsante Weise deutlich gemacht werden kann, wie die beiden Lakins ticken. Es geht darum, dass sie ein satanisch-sportliches Vergnügen (neben einem stattlichen Honorar) daran haben, Verbrecher vor Gericht rauszupauken - wohl wissend, dass sie damit schwerste Kriminalität ermöglichen.
Man kann daran sehen, wie sorgfältig in dieser Serie (zumeist) die großen und kleinen Gags getimt sind. Zur Bedeutung des Timings hat sich der User "felix da cat" seinerzeit mal im Comicforum geäußert, am Beispiel des Asterix-Albums "Der Seher": "Eine der wichtigsten Fähigkeiten eines Humoristen ist die Handhabe des perfekten Timing. Man kann den lustigsten aller Witze erzählen, aber wenn man das Timing nicht beherrscht, wird man keinen Lacher ernten. Hingegen kann man einen recht müden Gag mit einem „Händchen“ für den „richtigen Moment“ enorm aufwerten. Insbesondere auch für das Beherrschen dieser Kunst habe ich Goscinny immer wieder bewundert. Nicht so sehr der „running gag“ soll hier das Thema sein. Klar, auch diesen kann man nicht an jede Stelle der Geschichte setzen. Die Piraten wollen ebenso an der richtigen Stelle versenkt werden wie man Troubadix korrekt platziert für sein Singen und Spielen bestrafen soll. Was ich hier beleuchten will, ist die Kunst den einzelnen Gag fehlerlos zu timen. Für Goscinny war ein schneller Start der Geschichte immer wichtig. Zumindest auf den ersten Gag durfte nie zu lange gewartet werden. Hat man auf den ersten Seiten schon ein paar Lacher auf seiner Seite, ist der Leser in der richtigen Asterix-Stimmung ... Wie fein ein Gag vorbereitet wird, kann man beispielsweise auf Seit 30, Bild 5 im Zusammenhang mit Seite 31, Bild 9 sehen: Ist die Arroganz mit der der Zenturio auf seinen höheren Rang hinweist an sich schon drollig, ist diese Szene aber auch Aufbau für einen weiteren Gag: der gerade erst abgekanzelte Optio scheint es nun als „Naturgesetz“ zu empfinden, dass ein höherer militärischer Dienstgrad mit höherem Verstand verbunden ist und gibt diese „Erkenntnis“ an einen Legionär weiter. Der ordnet das Verhalten seines Vorgesetzten mit einem lapidaren „Idiot“ aber wieder richtig ein. Etwas mehr als eine Seite hat’s gedauert bis der zweite auf den ersten Gag aufbaute und er zündete an dieser Stelle sicher besser als wenn er früher (übereilt und zu schnell aufeinander folgend) oder später (die „Watsche“ vom Zenturio muss noch relativ gut in Erinnerung sein und darf nicht in Vergessenheit geraten) platziert gewesen wäre. Genau dort, wo er ist, kommt er zu voller Entfaltung. Noch deutlicher wird das richtige Timing in meinem zweiten Beispiel, weil dort die Alternativen zu der Goscinnyschen Auflösung des Gags leichter durchzuspielen sind. Wir finden dieses Beispiel auf Seite 35, Bílder 5-7. Miraculix belehrt Asterix darüber wie Lügfix einen solchen Erfolg haben konnte. Er meint, dass die Frauen dadurch getäuscht wurden, dass ihnen schöne und intelligente Männer versprochen wurden. Erst nach zwei Sprechblasen, in denen auf diese Bemerkung nicht näher eingegangen wird, protestiert Majestix eingeschnappt: „Als ob ich es nötig hätte, schön und intelligent zu werden !“ Dieser Widerspruch hätte direkt in Anschluss an Miraculix’ ursprünglichen Kommentar nicht halb so gut gewirkt. Zum einen erhöht Goscinny durch die Zwischenrede das Überraschungsmoment (man rechnet nicht mehr damit, dass Majestix noch Bezug auf Miraculix’ Kommentar nehmen würde), zum anderen trägt dies Majestix’ Charakter Rechnung: Er ist nun mal nicht der Schnellste und braucht ein bisschen, selbst wenn’s nur darum geht, sich beleidigt zu fühlen." [www.comicforum.de] In diesem Forum dürfen leider nur registrierte Teilnehmer schreiben.
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