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Re: "Schlagerstudio" vom 5.5.71 im RBB
Ja, aber wer wollte schon damals im Westen Musik aus dem Osten hören? Alles, was von dort kam, galt doch als irgendwie minderwertig, lahm, bieder, veraltet usw. - deshalb versuchten ja auch Quelle, Neckermann, IKEA und andere Firmen zu verbergen, dass große Teile ihres Sortiments aus der DDR kamen (dass die Produkte durchaus konkurrenzfähig waren, zeigte die Nachfrage im Westen).
Und dann mussten die Rock- und Popmusiker im Osten auch noch deutsch singen, was im Westen bis zur Neuen Deutschen Welle als ziemlich uncool galt (außer vielleicht bei Lindenberg). Ich denke mal, an der DDR lag es eher nicht, dass Ostmusik im Westen kaum eine Rolle spielte. Erstens wollte man ja seine Leistungsfähigkeit, besser noch: Überlegenheit zeigen. Und zweitens wurde mit den eskalierenden wirtschaftlichen Problemen in der zweiten Hälfte der siebziger Jahre begonnen, zu exportieren, was nur ging, um irgendwie an Westgeld zu kommen. Wahlweise hätte man im Austausch Lizenzen für Veröffentlichungen von Westmusik in der DDR erwerben können. Die ja dort sehr gefragt war. Im Osten war das Gefühl, mit dem Westen nicht mithalten zu können, eben "Der Doofe Rest" zu sein, weit verbreitet. Es ist nicht ganz falsch, wenn behauptet wird, ein DDR-Bewusstsein (gar "Nationalstolz") wäre erst nach 1990 entstanden. Die Vergangenheit wird ja immer schöner, je weiter sie entfernt liegt. In diesem Forum dürfen leider nur registrierte Teilnehmer schreiben.
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