Zwei oder oder doch nur eine Serie? Beat-Club-Musikladen
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Kaschi, 05.05.23 20:40 |
Mittlerweile habe ich alle 83 Beat-Club-Folgen und - vorher - die ersten 28 Musikladen-Folgen (also bis September 1976) nochmal angeguckt, anhand der DVD-Boxen, die vor einigen Jahren leider nur kurz auf dem Markt waren. Von den drei DVD-Boxen zum Musikladen habe ich mir damals nur die erste gekauft, weil die spätere Zeit mich nicht sonderlich interessiert.
Ich versuche mich mal an einer Übersicht zur konzeptionellen Entwicklung - und komme dabei zu dem Schluss, dass man eigentlich von EINER Serie sprechen könnte. Vielleicht war aber 1972 ein neuer Titel hilfreich, um neues TV-Publikum zu gewinnen nach der doch arg experimentellen Phase zum Ende des Beat-Clubs mit angeblich nur noch 7 % Sehbeteiligung (Thorsten Schmidt, a. a. O.). Wobei die Bezeichnung "BEAT-Club" schon länger nicht mehr passte. Beat war spätestens 1969 nicht mehr die vorherrschende Musikrichtung - nicht in der Sendung, nicht außerhalb der Sendung.
"Worauf beruht der Erfolg des Beat-Clubs?" Leckebusch: "Wahrscheinlich darauf, daß ich alle achtzehn Monate einmal alles umkrempele. Dadurch setzt sich kein Kalk an, und die Sache bleibt spannend." (Münchner Abendzeitung, 28.3.70)
Dem war wirklich so. Das Konzept des Beat-Club wurde oft verändert. Wie auch später der Musikladen. In Stichworten:
1965 - 1966 Jugendliches Studiopublikum, tanzend; zahlreiche deutsche Bands; alles live; Moderation: Uschi Nerke mit wechselnden männlichen Partnern
1967 - 1968/69 Studiopublikum sitzend; keine deutschen Bands mehr, nur noch teilweise live, GoGo-Girls; Hippie-Zeit
Mitte 1968 - Ende 1971 WDR-Filme; Politisierung, zunehmend ernstere Atmosphäre, weniger fröhlich, weniger unbefangen; "wilde" Bildexperimente; Sendezeit von 30 auf 60 Minuten erhöht
1970 Beginn Farbe; Oktober '70: Krautrock, wieder aus deutschen Landen; Uschi Nerke alleinige Moderatorin
1970 - 1972 viel "Underground" bzw. "progressive" Musik, alles live gespielt, aber nicht live gesendet, teilweise sehr lange Musikstücke, kein Publikum mehr, sterile Atmosphäre
1972 keine WDR-Filme mehr, dafür Workshops, Kritik an Bands, Ende Beat-Club; Sendezeit 45 Minuten
Dez. 1972 Beginn Musikladen: wieder Moderator neben Uschi Nerke, breites musikalisches Spektrum, Nonsens, Cartoons, Oldie-Wahl, wieder Studiopublikum (sitzend), kaum noch Bildexperimente, Liveausstrahlung, aber teilweise mit Aufzeichnungen
1974 Musikladen extra (nur jeweils eine Band, ausführlich)
Mitte 1975 - ... vermehrt Disco-Musik sowie GoGo-Girls, keine Cartoons und Nonsens mehr
1978 Uschi Nerke nicht mehr dabei
Konstanten: deutschsprachige Schlager, Volksmusik, Klassik (eine Ausnahme, Folge 68 Beat-Club) blieben draußen; insgesamt deutschsprachige Musik sehr selten. "Bewegungsfreiheit" für die Musiker auf der Bühne.