andreas_n schrieb:
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>
> Ich habe mich ein wenig über die Praktiken von
> damals informiert.
>
> Serienfolgen wurden nie willkürlich, sondern nach
> verschiedenen Kriterien ausgewählt. Wagten es die
> Sender eine zu langweilige, eine zu schlechte oder
> eine zu kontroverse Folge ins Fernsehprogramm
> aufzunehmen, kamen die Reaktionen prompt.
> Beschwerden, wie man sowas senden konnte, die
> kostbare Fernsehzeit verschwendet etc. Nicht
> selten wurde die Absetzung des zuständigen
> Redakteurs oder gar Intendanten gefordert. D. h.
> die Zuschauer wollten eine Vorauswahl, das können
> wir uns heute kaum noch vorstellen.
Diese Vorauswahl gab es, war aber, wie von Spoonman bereits geschrieben, hauptsächlich eine Folge des Überangebotes an Serienfolgen aus dem Ausland. ARD und ZDF hatten keine Angst vor den Zuschauern, sonst hätten z. B. viele Shows schon nach der ersten Folge abgesetzt werden müssen (z. B. "Wünsch dir was"), Musiksendungen für junge Zuschauer hätten gar nicht gesendet werden dürfen ("Negermusik"), die politischen Beiträge hätten nicht so kontrovers sein dürfen (Vietnamkrieg, Abtreibungen, Ostpolitik usw.), da wurde klare Kante gezeigt in den Magazinsendungen und politischen Kommentaren.
Ich denke mal, in der Praxis sah es so aus, dass sich eine Art Kommission aus 3 bis 4 Leuten eine Serie angeschaut hat wie "Die Straßen von San Francisco", der eine mochte mehr Action, der andere weniger usw., im Ergebnis wurden dann so durchschnittliche Serienfolgen ausgewählt.
Mit den Schnitten wurden es immer schlimmer, weil die Programmplanung immer starrer wurde, die ersten deutschen Serien hatten oft Folgen mit z. T. beträchtlich unterschiedlicher Länge, damals passte sich die Programmplanung an den Programminhalt an, später war es genau andersherum, also schneiden bis es passt ...
Was Gewaltdarstellungen angeht, änderte sich Ende der 60er Jahre langsam der Zeitgeist und in den Redaktionen wurden - ich formuliere mal sehr zugespitzt - 60-jährige Männer mit einer lockeren Einstellung zu Gewaltdarstellungen im Fernsehen durch 30-jährige Pazifisten und Pazifistinnen mit frischem Sozialdiplom abgelöst, die eine ganz andere Sicht hatten, für die Westernserien im Fernsehen schon unmöglich waren.
2-mal bearbeitet. Zuletzt am 06.05.22 21:02.