Wider Erwarten habe ich jetzt tatsächlich schon bis Folge 29 geguckt. Mein bisheriger Lieblingsdialog ist dieser hier aus der Folge "Verlorene Zärtlichkeit"...
VERA:
Ihr denkt zu viel, weil ihr zu viel wisst. Früher, als wir noch altmodisch waren, da wurden die Babys aus dem Gefühl heraus gezeugt. Heute zeugt man auf Umwegen, in der Petrischale. Wissen ist ein kostbares Gut. Aber Zärtlichkeit ist da mehr.
TINA:
Aber das ist doch zwangsläufig, dass wir wissen, was da passiert.
VERA:
Aber das ist ja das Malheur. Und nicht nur das eure, Tina. Wir werden von allen Seiten mit einem Wissen überhäuft, das uns langsam über den Kopf wächst. Ein Wissen, das wir gar nicht mehr umsetzen können, weil es dazu dann wiederum nicht reicht. Kaum, dass wir uns mit einem Computer angefreundet haben, kommt schon die nächste Computergeneration auf uns zu. Beim Videorecorder beispielsweise, oder beim Teletext - da kennen sich doch nur noch die Experten aus. Oder noch viel schlimmer: In jeder Illustrierten, da gibt es so eine Gesundheitsrubrik, in der der geschätzte Leser... Na, was weiß ich... zum Beispiel über Gehirnerweichung belehrt wird, deren Anfang sich mit Kopfschmerzen zeigt. So, die Folge ist, jeder denkt: "Entsetzlich, ich habe Kopfschmerzen, wahrscheinlich beginnt bei mir die Gehirnerweichung.
TINA:
Also Vera, das kann man doch nicht verallgemeinern. Zum Beispiel... Ja, zum Beispiel gegen AIDS haben wir ohne Aufklärung keine Chance.
VERA:
Natürlich muss Aufklärung sein. Aber nur dort, wo sie Not tut und wo sie auch etwas nützt. Was nützt es beispielsweise einem Patienten, wenn er im Beipackzettel seines Medikaments liest, was für schreckliche Nebenwirkungen dieses Medikament haben kann? Die meisten sind dann derart geschockt, dass sie es überhaupt nicht mehr nehmen. Ja, oder denk doch nur an die jungen Mütter, die durch diese missverstandene Aufklärung derart verunsichert worden sind, dass sie überhaupt nicht mehr wissen, was sie ihrem Kind richtigerweise zu essen geben sollen, ohne es zu vergiften. Sogar die Muttermilch ist in Verruf geraten. Also, hier kann doch etwas nicht stimmen! Wenn Verunsicherung das Resultat von Aufklärung ist, dann war diese Verunsicherung Mittel zum Zweck, um mit der Verunsicherung ein Geschäft zu machen. Mit der Angst.
TINA:
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VERA:
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Ein wunderbar unaufdringlicher und realistischer Dialog :)) Wohlgemerkt mitten in der Nacht, an Tinas Bett, nachdem sie sich wegen des unerfüllten Kinderwunschs mit Chris zerstritten hatte. Besonders gut gefällt mir die Einbeziehung alltäglicher Dinge wie Videorecorder und Teletext, um das Ganze noch authentischer zu machen ;)