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Re: DDR-Produktion im ZDF - Erschrocken beim Durchblättern einer Hörzu von 1970
Es geht noch viel "erschreckender": Am 17. (!) und 18. Juni 1968 zeigte die ARD zur besten Sendezeit im Abendprogramm den Zweiteiler "Irrlicht und Feuer", eine kurz zuvor von der DEFA im Auftrag des Deutschen Fernsehfunks (also "Adlershof") produzierte Adaption des gleichnamigen, wenige Jahre zuvor erschienenen Romans des westdeutschen "Arbeiterdichters" Max von der Grün. Schon in dem Buch kam die Bundesrepublik der damaligen Gegenwart nicht besonders gut weg, in dem Film erst recht nicht.
Dazu brachte das Deutsche Fernsehen (also das "Erste") die Sendung "Wie sieht uns die DDR?" (vgl. z.B.: [www.abendblatt.de] - damals schrieb auch die Springer-Zeitung "Hamburger Abendblatt" den offiziellen Namen des SED-Staates noch ohne Anführungszeichen). Hinterher äußerten einige Blätter Kritik mit dem Tenor, man hätte die - teils sehr subtile, deshalb umso wirkungsvollere - Ostpropaganda nicht im Westfernsehen verbreiten dürfen, die anschließende Sendung habe die Diffamierung der Bundesrepublik nicht neutralisieren können. Es gab schon in den Sechzigern noch einige weitere Fälle, wo ostdeutsche Fernsehfilme im westdeutschen Fernsehen gesendet wurden. Damit wollte man das Zusammengehörigkeitsgefühl der Deutschen in Ost und West stärken, die sich insbesondere zwischen Mauerbau und Entspannungspolitik immer weiter auseinanderlebten. Und die Bundesbürger interessierten sich immer weniger für die "Brüder und Schwestern", zumal die in den Fünfzigern noch viel beschworene Wiedervereinigung inzwischen auf den St. Nimmerleinstag verschoben schien. Umgekehrt ist mir übrigens kein Fall bekannt, dass das DDR-Fernsehen vor dem Zusammenbruch der SED-Diktatur einen westdeutschen TV-Film über die Verhältnisse in der DDR gesendet hätte. Nur mal zum Thema "Die Kalten Krieger auf beiden Seiten nahmen sich eigentlich nichts" ... P.S.: "Wolf unter Wölfen" erschien übrigens 1937 - soviel zu der gern kolportierten Behauptung, Fallada wäre während der Nazizeit durchgängig verboten gewesen und am Schreiben gehindert worden. Und Goebbels soll von dem Buch angetan gewesen sein. Es ist eben vielseitig interpretierbar. In diesem Forum dürfen leider nur registrierte Teilnehmer schreiben.
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