Dir ist aber schon klar, dass mit Gleichschaltung normalerweise etwas ganz anderes gemeint ist?

Was du meinst, nannte die ARD "Harmonisierung des Vorabendprogramms". Das fing zunächst damit an, dass ab 1987 oder 88 an zwei Tagen pro Woche bundesweit dieselben Serien liefen (z.B. "Der Fahnder" und "Praxis Bülowbogen"), allerdings je nach Region noch zu unterschiedlichen Zeiten. Immerhin stieg dadurch die Wahrscheinlichkeit, dass die teuren Eigenproduktionen in den Programmzeitschriften ausführlich dargestellt wurden. "Praxis Bülowbogen" startete am 6. Oktober 1987. Möglicherweise war das der Termin, an dem diese erste Stufe der Harmonisierung begann. Kann das jemand bestätigen?

Wenn ich mich richtig erinnere, wurde dieses Konzept Anfang der 90er auf vier Tage pro Woche ausgedehnt, d.h. bundesweit gleiche Serien am selben Tag, aber zu unterschiedlichen Uhrzeiten. Nur in Ostdeutschland liefen anfangs noch andere Serien.

Irgendwann wurden dann auch die Uhrzeiten weitgehend vereinheitlicht. Der NDR verlegte z.B. im Januar 1993 seine Regionalmagazine, die bis dahin immer gegen 19:15 Uhr im Ersten gelaufen waren, ins Dritte Programm. Damit konnten die Unterhaltungsserien auf den 18:50-Uhr-Termin rücken.

Im Januar 1995 war die Harmonisierung dann weitgehend abgeschlossen. Von Montag bis Freitag lief täglich ab 17:55 Uhr "Verbotene Liebe" und "Marienhof". Nur in Bremen und im Saarland gab es noch andere Sendezeiten, weil dort die Regionalmagazine so hohe Einschaltquoten hatten, dass sich in ihrem Umfeld die Werbezeiten besser verkaufen ließen als im Serienumfeld. Deshalb fiel z.B. in Bremen "Brisant" aus, die "Verbotene Liebe" und alle anderen Serien starteten eine halbe Stunde früher als anderswo, und um 19:20 Uhr kam wie gewohnt "Buten & Binnen". Ich glaube, das blieb noch bis ca. 2006 so.

Hier ist ein Artikel aus dem ARD-Magazin vom Oktober 1988 (konnte damals kostenlos abonniert werden) über Probleme und Chancen der Harmonisierung: