Spoonman schrieb:
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> Thinkerbelle schrieb:
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> -----
> > Das denke ich auch.
> > Ich hab mal mit meiner Oma drüber gesprochen.
> Die
> > meinte, man wusste, dass es Arbeitslager gab,
> wo
> > die "Kriminellen und die Faulen" hin geschickt
> > wurden, damit sie "mal anständig arbeiten
> > lernten". Und ich denke, die Bevölkerung, die
> > sich den Buckel krumm arbeitete um über die
> > Runden zu kommen fand das sicher auch gut.
>
> Das mag vor dem Krieg so gewesen sein - und die
> Formulierung deiner Oma passt gut zu einer
> zynischen Kabarettnummer aus dem NS-Fernsehen von
> 1936:
>
> "Um mal wieder über die Musik zu sprechen: Ich
> freue mich eigentlich, dass es heute alles so
> wunderbar im Takt geht, nicht wahr? Wenn es auch
> hier und da immer noch so etliche 'Querpfeifer'
> bei uns gibt. Und vielleicht auch mal solche, die
> gerne mal wieder die 'Zentrummel' rühren
> möchten. Sogenannte Devisenmusikanten, nicht
> wahr? Ach, da machen wir wenig Federlesen. Die
> kommen zu ihrer weiteren Ausbildung in ein
> Konzertlager, wo man ihnen dann so lange die
> Flötentöne beibringt, bis sie sich an eine
> taktvolle Mitarbeit gewöhnt haben."
>
> [
youtu.be]
>
> Während des Krieges dürfte das aber schon anders
> gewesen sein. Wenn jüdische Nachbarn plötzlich
> verschwanden, kann ich mir nicht vorstellen, dass
> sich niemand gefragt hat, wo die denn geblieben
> sind. Entweder hörte man nie wieder was von ihnen
> - oder man bekam vielleicht noch ein paar Briefe
> aus einem Konzentrationslager. Aber wenn dann auch
> die Briefe ausblieben, brauchte man wohl schon
> größere Verdrängungskünste, um sich
> einzureden, dass die ehemaligen Nachbarn
> inzwischen aus dem KZ entlassen worden waren und
> Besseres zu tun hatten, als Briefe in die alte
> Heimat zu schreiben.
Dass es Kriegsverbrechen gegeben hat, war sicher während und auch nach dem Krieg klar. Die Frage ist doch eher, in welchem Jahr sich die Bürger eingestanden haben, dass an diesen Kriegsverbrechen nicht nur ein paar tausend fanatische NSDAP-Leute beteiligt waren.
Ich habe vor ein paar Wochen eine Radiosendung darüber gehört, wie Polizisten aus Hamburg und Dortmund 1943 in einem zweitägigen Massenmord 40'000 jüdische Zwangsarbeiter in Polen erschossen haben - teils hatten sich die Polizisten freiwillig für diesen "Einsatz" gemeldet. Und nach dem Krieg waren die Täter dann wieder ganz normale Polizisten in ihren Heimatstädten. Täter direkt aus der deutschen Gesellschaft.
[
www1.wdr.de]