Thinkerbelle schrieb:
-------------------------------------------------------
> Das denke ich auch.
> Ich hab mal mit meiner Oma drüber gesprochen. Die
> meinte, man wusste, dass es Arbeitslager gab, wo
> die "Kriminellen und die Faulen" hin geschickt
> wurden, damit sie "mal anständig arbeiten
> lernten". Und ich denke, die Bevölkerung, die
> sich den Buckel krumm arbeitete um über die
> Runden zu kommen fand das sicher auch gut.
Das mag vor dem Krieg so gewesen sein - und die Formulierung deiner Oma passt gut zu einer zynischen Kabarettnummer aus dem NS-Fernsehen von 1936:
"Um mal wieder über die Musik zu sprechen: Ich freue mich eigentlich, dass es heute alles so wunderbar im Takt geht, nicht wahr? Wenn es auch hier und da immer noch so etliche 'Querpfeifer' bei uns gibt. Und vielleicht auch mal solche, die gerne mal wieder die 'Zentrummel' rühren möchten. Sogenannte Devisenmusikanten, nicht wahr? Ach, da machen wir wenig Federlesen. Die kommen zu ihrer weiteren Ausbildung in ein Konzertlager, wo man ihnen dann so lange die Flötentöne beibringt, bis sie sich an eine taktvolle Mitarbeit gewöhnt haben."
[
youtu.be]
Während des Krieges dürfte das aber schon anders gewesen sein. Wenn jüdische Nachbarn plötzlich verschwanden, kann ich mir nicht vorstellen, dass sich niemand gefragt hat, wo die denn geblieben sind. Entweder hörte man nie wieder was von ihnen - oder man bekam vielleicht noch ein paar Briefe aus einem Konzentrationslager. Aber wenn dann auch die Briefe ausblieben, brauchte man wohl schon größere Verdrängungskünste, um sich einzureden, dass die ehemaligen Nachbarn inzwischen aus dem KZ entlassen worden waren und Besseres zu tun hatten, als Briefe in die alte Heimat zu schreiben.
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 10.01.19 15:38.