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Re: Die Kramer
Thinkerbelle schrieb:
------------------------------------------------------- > Mich hat gewundert, > dass die Serie die Position der progressiven > jungen Leherin einnahm. Soweit ich mich erinnern > kann war das Fernsehen in den 70ern und 80ern auch > noch ziemlich konservativ. Ja, das hat mich bei einer Serie, die 1969 gedreht wurde, auch ein bisschen überrascht. Aber anscheinend waren die Regionalprogramme eine Nische, in der (je nach den persönlichen Ansichten der Redakteure in den einzelnen ARD-Anstalten) vieles möglich war. Darauf deuten z.B. zwei Zitate aus Hörzu Nr. 21/73 hin: [www.tvforen.de] "Am gemütlichsten ist die deutsche Fernsehwelt immer noch vor 20:00 Uhr. [...] Ein Sendekomplex - geliebt und täglich eingeschaltet von fast 50% der Fernsehgemeinde -, über den Hamburgs Unterhaltungschef Harald Vock ohne Zögern so urteilt: 'Alles, was vor 20 Uhr liegt, ist noch kein echtes Programm.'" "So sagte F.W. Andreas vom Kölner Werbefernsehen: 'Die Anregung, an zwei Abenden der Woche einen gemeinsamen Unterhaltungsfilm auszustrahlen, stammt zwar von mir, aber ich kann nicht behaupten, daß ich sonderlich glücklich damit bin. Das liegt vor allem an der Qualität des Angebots. Ich habe mich immer bemüht, die ganz dümmliche Heile-Welt-Lustbarkeit aus meinem Programm herauszuhalten." Die obersten Bosse haben das Vorabendprogramm wohl nicht so ganz ernst genommen. Die verschiedenen ARD-Sender hatten die Möglichkeit, mit ihren Eigenproduktionen gewisse Schwerpunkte zu setzen, und sie konnten natürlich auch entscheiden, welche Serien sie von den anderen Anstalten übernahmen. Beim NDR gab es z.B. in den 70ern einen Trend zu sehr realistischen Alltagsgeschichten in Serien wie "Lokalseite unten links", "Motiv Liebe" oder "St. Pauli Landungsbrücken". "Die Kramer" erinnert mich ein bisschen an die HR-Serie "Gemeinderätin Schumann" von 1974, wo Antje Hagen in der Titelrolle ebenfalls mit verknöcherten Strukturen und konservativen älteren Herren zu kämpfen hatte. Konflikte zwischen progressiven jungen Leuten und der älteren Generation gab es auch in der scheinbar heilen Welt des "Kleinstadtbahnhofs" von 1972. Da ging es u.a. um den Lebensentwurf einer jungen Mutter, die sich vor der Hochzeit vom Vater ihres Kindes trennte, weil sie mit seinen konservativen Ansichten nicht klarkam. Und um die Probleme von sozial schwachen Familien, die in einer Barackensiedlung lebten. (Die Serie spielte zwar in Schleswig-Holstein, aber sie wurde interessanterweise vom SFB in Auftrag gegeben.) 3-mal bearbeitet. Zuletzt am 23.01.19 14:19. In diesem Forum dürfen leider nur registrierte Teilnehmer schreiben.
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