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TV-Erinnerungen an gute, alte Fernsehzeiten
Serien unserer Kindheit: "DuckTales"
geschrieben von: TV Wunschliste, 09.08.18 11:20
Auch in dieser Woche stellt ein TV Wunschliste-Redakteur in unserer neuen Reihe "Serien unserer Kindheit" eine Lieblingsserie vor, die er als Kind verschlungen hat. Jan Noyer teilt seine Erinnerungen an "DuckTales":

Ich war fünf Jahre alt, als eine Serie im deutschen Fernsehen anlief, die mein Rezeptionsverhalten nachhaltig prägen sollte, zumindest dahingehend, dass sich lange Zeit andere Serien an jenem Spaß- und Obsessionsfaktor messen lassen mussten, den sie in mir auslöste (Ein Stück weit ist das bis heute geblieben.). Die Rede ist von "DuckTales - Neues aus Entenhausen" (später "Geschichten aus Entenhausen"), jener Disney-Zeichentrickserie, die die Comicgeschichten eines Carl Barks in bewegte Bilder umsetzte.

Frühkindliche Berührung mit dem Duck-Universum

Zum ersten Mal am 08.04.1989 im samstäglichen Vorabendprogramm der ARD ausgestrahlt, fiel die Serie bei mir von der ersten Sekunde an auf fruchtbaren Boden. Als eifriger "Leser" (sprich: Betrachter) der Lustigen Taschenbücher waren mir die Figuren alle längst geläufig, in den Überraschungseiern hatte es auch schon Duck-Reihen gegeben und nicht zuletzt durch die selbst ausgedachten Geschichten meines Vaters, die sich der Disney-Figuren bedienten, brachte ich eine entsprechende popkulturelle Vorbildung mit (Ohne meinen Vater, selbst Donald Duck-Fan und gewissenhafter Aufzeichner der Episoden von Tag Eins an, wäre ohnehin wohl einiges zwischen mir und der Serie anders verlaufen. Danke dafür!).

Nicky, Onkel Dagobert und Tick, Trick und Track (Bild: Disney)

Worum es geht? Donald Duck wird seinem jahrzehntelang getragenen Matrosenanzug endlich gerecht und heuert bei der Marine an. Ein neues Heim für seine bei ihm lebenden Neffen Tick, Trick und Track ist schnell gefunden: sie sollen zu ihrem Großonkel Dagobert Duck, der reichsten Ente der Welt, ziehen. Dieser ist ebenso wenig begeistert davon, Kinder in seiner Villa zu beherbergen wie die Jungs, die sich den Aufenthalt bei Dagobert recht spießig und langweilig vorstellen. Doch schon bald werden alle allmählich eines besseren belehrt: Dagobert lernt seine Großneffen schätzen und diese bemerken, dass es im Hause Duck hoch hergehen kann, denn im Grunde gibt es hier nur einen einzigen, dafür in sich sehr abwechslungsreichen Zeitvertreib - Expeditionen und Abenteuer. So führt schon der fünfteilige Pilotfilm der Serie die Ducks auf ein Hochplateau in Südamerika, ins ewige Eis und in eine versunkene Stadt aus Gold. Und, wie gesagt, das ist nur der Auftakt.

Ich sollte wohl erwähnen, dass für mich persönlich nur die ersten 65 Folgen der Serie, also die erste Staffel, die bis August 1990 in der ARD und allen dritten Programmen lief, als "wahres" "DuckTales" zählt. Die restlichen Folgen, wenn auch in den USA nur ein Jahr nach dem Finale der ersten Staffel, "Bis daß das Geld euch scheidet", ausgestrahlt (bei uns erst ab 1996), erschienen mir als solch technischer (weniger sorgfältige Animationen) wie erzählerischer Rückschritt (mit der Höhlenente Bubba und Fenton Crackshell und seinem Alter-Ego Krach-Bumm-Ente konnte ich mich nie anfreunden), dass es fast wie eine andere Serie wirkte, aber eben nicht mehr wie "meine" Geschichten aus Entenhausen.

Höhlenente Bubba (m.) in den späteren "DuckTales"-Folgen (Bild: Disney)

Faszinierende Geschichten, tolle Charaktere und unvergessliche Bilder

"DuckTales" war für mich immer mit viel Liebe gemachte Unterhaltung mit hervorragender Animationsqualität (es wurde seinerzeit außergewöhnlich viel Geld in die Hand genommen, um die Serie auf höherem Niveau zu realisieren als man es von TV-Zeichentrickserien zu jener Zeit gewohnt war), tollen Geschichten und Charakteren (Quack, der Bruchpilot war sofort mein Lieblingscharakter, als er stoisch-heldenhaft aus einem brennenden Flugzeugwrack schritt - die personifizierte Coolness für einen Fünfjährigen) und außergewöhnlich guter Musik [und damit ist nicht nur der Ohrwurm-Themesong gemeint (natürlich nicht in der wirklich sehr misslungenen deutschen Fassung), sonder auch der stets atmosphärische und treffsichere Score von Ron Jones].

Quack, der Bruchpilot (Bild: Disney)
"DuckTales" machte Spaß, es war toll, viele bisher mir nur aus den Comics bekannten Figuren im Fernsehen zu erleben (Gundel Gaukeley, Daniel Düsentrieb, Gustav Gans, Das schwarze Phantom ...) und die Kreativität der Serie beeindruckten mich nachhaltig. Wenn "DuckTales" gruselig sein wollte, war es gruselig, wenn es abenteuerlich sein wollte, war es dementsprechend aufregend, wenn es absurd sein wollte, fielen ihm allerlei abstruse Dinge ein (ich erwähne hier nur beispielsweise den Schnabel-Transplantationspatienten aus "Der Aufgeblasene und die Bienen"). Viele Bilder und Begebenheiten haben sich eingebrannt: die Flüge in "Der goldene Kondor", der einstürzende Tempel in "Das Tal der goldenen Sonnen", die Geräusche der Dinosaurier in "Die verlorene Welt", die Druiden in "Das Geisterschloss", die eigenständig agierende Schatten in "Schattenspiele", Folgentitel wie "Der Schlangenfraß", "Grüne Woche wider Willen" oder "UFOs über Australien", Zitate wie "Dagobert, komm zurück mit unserem ... Müll?!?". Jede Woche gelang es "DuckTales", mich aufs Neue zu faszinieren. In der Rückschau gewinnt sogar vieles, was damals einfach ein tolles Abenteuer war, sogar noch an Wert bzw. es werden Anspielungen und herrliche Grotesken offenbar, die man als Kind gar nicht als solche wahrgenommen hat.

Die verschollene Synchronfassung

In der kindlichen Wahrnehmung lief die Serie ewig und lediglich eine Folge habe ich damals verpasst ("Terror der Technik" am 09.12.1989. Was mich an diesem Tag gehindert hat, ließ sich leider nicht rekonstruieren). Ansonsten waren bei Wind und Wetter diese 25 Minuten am samstäglichen Vorabend ein nicht zu diskutierender oder zu verschiebender Pflichttermin. "DuckTales" war medialer Ausnahmezustand und dank der VHS-Aufzeichnungen immer wieder neu zu begutachten. Jahre später sollte mir auch der Wert dieser Aufnahmen jenseits des Spaßfaktors bewusst werden, denn es war die bis heute nie wieder ausgestrahlte erste Synchronfassung mit drei unterschiedlichen Stimmen für Tick, Trick und Track, dem originalen Vorspann (mal ehrlich: "Pluto und Goofy / Alle sind bei dir" - wer hat sich diesen Quatsch für die deutsche Synchro ausgedacht?) und vor allem im Zweikanalton, also auch mit dem US-amerikanischen Original auf einem Kanal (auch eine heute irgendwie unwirkliche Sache: eine Zeichentrickserie wird im Vorabendprogramm eines Öffentlich-Rechtlichen Senders parallel in zwei Sprachen gezeigt). So wurde "DuckTales" zudem viele Jahre nach der Erstausstrahlung und vor der Veröffentlichung der DVD-Boxen die erste Serie, die ich dann noch einmal komplett im Originalton sah.

Der "DuckTales"-Clan (Bild: Disney)

Noch heute erwische ich mich dabei, wie ich so manches Unterhaltungsprodukt, gerade aus der animierten Sparte, dahin abklopfe, ob es so kreativ, sorgfältig und unterhaltsam daherkommt wie "DuckTales". Die Serie, von der ich damals alle Folgentitel mit Inhaltsangaben in der ARD-Ausstrahlungsreihenfolge auf dem Stegreif heraus herunterbeten konnte, wird immer einen besonderen Platz in meinem Herzen haben und war schlussendlich nicht nur eine Serie meiner Kindheit, sondern sogar die Serie meiner Kindheit. Passend dazu war der auch sehr kurzweilige Spielfilm "Duck Tales - Der Film: Jäger der verlorenen Lampe" 1991 mein erster Kinofilm, an dessen Besuch ich ebenso lebhafte Erinnerungen wie an die Serie habe. Aber das ist wieder eine andere Geschichte ... Wer hätte gedacht, dass Enten auf Schatzsuche so prägend hätten sein können?

Die neuen "DuckTales"

Die "DuckTales"-Neuauflage aus dem Jahr 2017 (Bild: Disney)

P.S.: Zum Reboot muss natürlich auch etwas gesagt werden: die neue Serie kann mit ihrer flachen Flash-Animation ästhetisch nicht mit dem Original mithalten und auch die Geschichten sind oft weniger auf den Punkt, auch wenn selbst in den schwächsten Episoden oft mindestens ein Gag sehr gut sitzt. Ärgerlich ist vor allem der Wandel vieler Charaktere von liebenswert-optimistischen Personen hin zu postmodernen Ekeln und Idioten. Daniel Düsentrieb habe ich persönlich nie als grummeligen Misanthropen gesehen, Helferlein als potenziell todbringende Waffe ist schon leicht unverschämt, Quack ist nicht mehr nur naiv, sondern aktiv dämlich, die Neffen verursachen mehr Probleme, als das sie sie lösen und das Ideal eines universellen Wissens über die Welt, wie es "Das schlaue Buch" vermittelt, wird mit distanziert-ironischem Argwohn betrachtet. Dennoch gibt es immer noch genügend Überraschungen und durchaus interessante Änderungen (sogar Krach-Bumm-Ente wird richtig passabel und dass "Duck Tales" mal das Thema Rassismus subtil ansprechen würde, hätte ich auch nie gedacht), dass ich noch lange nicht von einem Totalausfall sprechen würde. Meine Kindheit wird durch die Existenz der neuen Inkarnation der "DuckTales" nicht entwertet (aber so was sagen ja eh nur... spezielle Formen des "Nerds").

Der kultige "DuckTales"-Vorspann (auf Englisch):


Zu "Serien unserer Kindheit (1): Parker Lewis - Der Coole von der Schule"
Zu "Serien unserer Kindheit (2): Ocean Girl"


09.08.2018 - Jan Noyer/TV Wunschliste
Bild: Disney


[www.wunschliste.de]

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  Serien unserer Kindheit: "DuckTales"
TV Wunschliste 09.08.18 11:20 2041 
  Re: Serien unserer Kindheit: "DuckTales"
Roy Kabel 10.08.18 08:11 753 
  Re: Serien unserer Kindheit: "DuckTales"
Thinkerbelle 10.08.18 14:10 790 
  Re: Serien unserer Kindheit: "DuckTales"
tom1984 16.08.18 19:22 743 
  Re: Serien unserer Kindheit: "DuckTales"
Robin-Masters_1980 18.08.18 17:40 621 
  Re: Serien unserer Kindheit: "DuckTales"
Thinkerbelle 19.08.18 04:11 675 
  Re: Serien unserer Kindheit: "DuckTales"
Roy Kabel 13.09.18 07:44 601 
  Re: Serien unserer Kindheit: "DuckTales"
Thinkerbelle 13.09.18 16:22 611 
  Re: Serien unserer Kindheit: "DuckTales"
Robin-Masters_1980 18.08.18 17:21 630 
  Re: Serien unserer Kindheit: "DuckTales"
U56 13.09.18 20:24 608 
  Re: Serien unserer Kindheit: "DuckTales"
mol 09.10.18 11:52 629 


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