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Weihnachten vor 50 Jahren
Wie schon in den letzten Jahren blicke ich auch in diesem Jahr zu Weihnachten wieder 50 Jahre zurück auf das, was ARD und ZDF damals, also 1967, um die Weihnachtszeit zu bieten hatten.
Die wichtigste Änderung zum Vorjahr war natürlich die Einführung des Farbfernsehens. Noch hielt sich der Zahl der farbigen Sendungen in Grenzen. Aber es waren nicht nur neue Produktionen, die die Zuschauer zu sehen bekamen. Gelegentlich wurde auch Altes wiederholt, das bei der Erstausstrahlung nur in Schwarz-Weiß gesendet worden war. Dazu gehörte zum Beispiel die Geschichte von "Rudolf Rotnase", die die ARD 1966 in zwei Teile zerstückelt hatte und die nun am Stück gezeigt wurde. Das ZDF wiederholte am Nikolaustag die Folge "Heut' machen wir Musik" aus der Reihe "Disneyland", die im Februar 1967 schon einmal im Programm war. Auch der Abenteuer-Vierteiler "Die Schatzinsel" gehörte dazu. Das ZDF hatte sich entschlossen, die vier Folgen an den Advents-Nachmittagen noch einmal dem Fernsehpublikum zu präsentieren. Doch das war nicht die beste Idee, wie sich später herausstellte. Denn wie auch dieses Jahr, fiel der 4. Advent 1967 auf den 24. Dezember. Viele steckten am Nachmittag in den Weihnachtsvorbereitungen und hatten keine Gelegenheit, sich den vierten "Schatzinsel"-Teil anzusehen. Einige von ihnen protestierten beim ZDF und hatten Erfolg. Im Januar 1968 wurde der Schluss der Geschichte an einem Samstagmittag noch einmal gezeigt. Da machte es die ARD mit ihrem Adventsvierteiler für Kinder besser. Der erste Teil der neuen Löwengeschichte aus der Augsburger Puppenkiste "Gut gebrüllt, Löwe" lief nämlich schon am Totensonntag. Damit war man bereits am 3. Advent mit der Serie durch, die die Fortsetzung bildete zu "Der Löwe ist los" von 1965 und "Kommt ein Löwe geflogen" von 1966. In diesem Jahr werden bekanntlich die drei "Sissi"-Spielfilme wiederholt. 1967 wurden sie erstmals im deutschen Fernsehen gezeigt. Weil das ZDF jedoch für den dritten Film keine Senderechte besaß, mussten sich die Zuschauer damals zu Weihnachten mit zwei Filmen begnügen. Aber auch schon am Nikolaustag wurde den Filmfans ein Highlight geboten: Die ARD zeigte erstmals den Hitchcock-Thriller von 1962 "Die Vögel" mit Rod Taylor in der Reihe "Das Film-Festival". Für Spannung war auch nach Weihnachten noch gesorgt. Im ZDF lief am 27., 28. und 30. Dezember der Krimi-Dreiteiler "Der Tod läuft hinterher" mit Joachim Fuchsberger in der Hauptrolle. Das Drehbuch stammte von Herbert Reinecker, dem Autor der Serie "Der Kommissar", mit deren Ausstrahlung das ZDF ziemlich genau ein Jahr später begann. Die "Krimilücke" am 29. Dezember füllte die ARD mit der ersten Folge der US-Krimiserie "Kobra, übernehmen Sie!". Eine weitere Premiere gab es in der ARD am 4. Dezember. Da startete um 21.45 Uhr das Kulturmagazin "Titel, Thesen, Temperamente", das damit in diesem Jahr 50jähriges Jubiläum feiern konnte. Auf eine Sendung, die für Heiligabend 1967 geplant war, musste das Fernsehpublikum erst einmal verzichten. Die 45minütige Sendung "Weihnacht in Europa", in der Vico Torriani 16 Weihnachtslieder aus zwölf Ländern präsentierte, wurde kurzfristig aus dem Programm genommen. In der Hörzu 51/67 wurde WDR-Pressechef Josef Rick zitiert: "Die Abnahmekommission hat einige formale Fehler beanstandet, die vor der Freigabe ausgemerzt werden müssen." Laut Bild und Funk 51/67 sah WDR-Intendant Klaus von Bismarck die Tatsache, dass Vico Torriani zu Beginn der Show eine große Kerze anzündet, als despektierlich an. Einige Stellen in der Sendung hätten seiner Ansicht nach christliche Gefühle verletzen können. Die Aufzeichnung wurde daraufhin bearbeitet und ein Jahr später an Heiligabend 1968 um 15.15 Uhr gesendet. Einen genaueren Überblick über die Serien im Dezember 1967 gebe ich später noch. Hier erst einmal einige Hörzu-Ausschnitte mit dem Weihnachtsprogramm und den Leserbriefen zu den wichtigsten Sendungen, die damals zu sehen waren: In diesem Forum dürfen leider nur registrierte Teilnehmer schreiben.
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