Ich kam einfach nicht dran vorbei, nachdem ich die ersten drei Staffeln zum Sonderpreis geschossen hatte - und schließlich endeten alle neun Staffeln der 80er Jahre Anwaltsserie "Matlock" in meinem Serienregal. Der Gesamtpreis mit unter 90 EUR war dann doch ziemlich lukrativ, und ich gönnte mir einen wahren Matlock Marathon.

In den 80er Jahren hatte ich nur wenige Episoden mal teilweise gesehen, und mich damals schon über die furchtbare deutsche Synchronisation echauffiert. Natürlich schaute ich diese Serie im englischen Original, das so viel schöner und lustiger ist als die deutsche Fassung, aber wir wissen ja, wie die gemeinen deutschen Zuschauer zu Originalfassungen stehen.

Zur Erinnerung: Die Serie spielt in Atlanta, Georgia, eine eher ungewöhnliche Location für eine US-Serie. Dort lernen wir den schrulligen, egozentrischen Strafverteidiger Ben Matlock kennen, der zu den besten seines Berufszweigs zählt - und zu den teuersten Anwälten Amerikas. Sein Haus wirkt etwas heruntergekommen, und im Verlauf der Serie erfahren wir, dass Matlock in einer ärmlichen Gegend in einem kleinen Dorf im Hinterland groß geworden ist. Sein Vater betrieb eine kleine Autoreparaturwerkstatt, und Vater und Sohn waren geprägt von strengen moralischen Werten. Dazu gehörte auch, dass sie zwar versuchten, es mit harter Arbeit zu Wohlstand zu bringen, aber jeglicher Verschwendung abschworen. An Ben Matlock hätte jeder Schotte noch etwas über Geiz lernen können. Sein Mittagessen erschöpft sich oft in einem Hot Dog "all the way", obwohl er sich bei Honoraren ab 100.000 Dollar aufwärts opulente Mahlzeiten durchaus leisten könnte. Und er ist jeden Cent dieser Honrare wert, denn Ben Matlock verbeißt sich wie ein Hai in seine Fälle und entlarvt im Regelfall mit spektakulären Beweisführungen, die regelmäßig seine Richter und die Staatsanwaltschaft die Wände hochtreiben, den wahren Mörder...

Nun, die Serie ist Hauptdarsteller Andy Griffith auf den Leib geschrieben, und sie lebt und steht und fällt mit ihm. Neun Jahre lang verlieh Griffith mit seiner unnachahmlichen Art dem sturen Strafverteidiger ein Gesicht und hatte sichtlich Freude an seiner Arbeit. Je älter er dabei wurde, desto schrulliger und eigenwilliger wurde die Figur Ben Matlock. Mit wechselnden Partnern, die unter anderem Linda Purl, die großartige Brynne Thayer und Clarence Gilyard , der später beim gleichen Sender als Ranger Jimmy Trivette an die Seite von "Walker Texas Ranger" Chuck Norris wechselte, beinhalteten, zieht Griffith alle Register seines komödiantischen Könnens und vergisst dabei niemals, dass er es als Starverteidiger mit skrupellosen Mödern zu tun hat. Unterstützt wird er außerdem von Komödianten wie Don Knotts als nervigem Nachbar und später dann noch von seinem "Jugendfreund" Billy, der Matlock den letzten Nerv raubt. Dabei wird aber der Humor nie anspruchslos, driftet nie in die unterste Zotenschublade amerikanischer Comedy ab und beschränkt sich eher auf Bauernschläue amerikanischer Hinterwäldler und der Verschrobenheit des Anwalts. Außerdem macht die Serie niemals den Fehler, sich an frühere vergleichbare US-Krimiserien anzulehnen, in denen der Anwalt stets passiv ist, seine Ermittler aber immer wieder beschossen, angegriffen, verprügelt oder über den Schädel gehauen werden.

Rundum lebt die Serie von der schauspielerischen Leistung der Charaktere, und anfangs sind auch die Mordfälle noch recht einfachreich und die Kniffe der Verteidigung noch recht verblüffend, aber nach 7 Jahren ging den Autoren dann doch langsam der Stoff aus. Die Mordfälle gerieten dann eher in den Hintergrund, und die komödiantischen Elemente erhielten mehr Raum, und in der achten Staffel greift man dann gar darauf zurück, Ben Matlock mehrfach über einige "alte Fälle" reminiszieren zu lassen... das ist Zeitschinderei, aber es schadet der Serie nicht allzu sehr. In der neunten und letzten Staffel bietet man dann nochmals bekannte Nebendarsteller und Gaststars auf und die Autoren geben noch einmal alles.

Die DVDs sind durchaus sehenswert, haben einen hohen Unterhaltungsfaktor, wenn die Serie auch nie die Qualität eines Perry Mason oder eines Petrocelli zu erreichen vermag. Was aber wirklich hundsmiserabel ist, das ist die deutsche Synchro, wie bereits erwähnt. Dazu wird im Originalton manchmal derbst genuschelt, und so kommt man - ähnlich wie bei Starsky & Hutch um die englischen Untertitel manchmal nicht herum - ABER: Diese strotzen vor Rechtschreibfehlern, dass es ein wahrer Graus ist! Offenbar hat man Leute die Untertitel erstellen lassen, die nur nach Gehör gingen und manchmal völligen Schwachsinn verfassten. Dazu noch Wörter wie "nephew" oder "now", denen in hübscher Regelmäßigkeit das "w" am Ende fehlt. Schaltet man auf den deutschen Ton um, so hallt dieser manchmal wie in einer Kathedrale, was völlig unnatürlich wirkt. Handwerklich sind die DVD-Boxen demzufolge eine Katastrophe und mehr als maximal 10,-- EUR pro Staffelbox sind sie deswegen auch nicht wert.

Dennoch - für Freunde spannender und unterhaltsamer amerikanischer Strafverteidiger-Krimis ist "Matlock" unbedingt zu empfehlen.

Der Lonewolf Pete