Auch wenn ich es jetzt bestimmt schon zum gefühlt 997 Male sage, Pete, aber selbst die beste Synchro kann meiner Ansicht nach grundsätzlich nur ein gutgemeinter Kompromiß zur Originalfassung sein. Persönlich schaue ich mir "Laramie" natürlich auch am liebsten im O-Ton an, weil ich den seit Jahren durch die Tube sowie inzwischen auch durch die US-DVDs gewohnt bin. Man darf aber die vielen Fans der Serie nicht vergessen, die einfach Probleme mit der englischen Sprache haben und die auf eine deutsche Fassung dringend angewiesen sind. Und dieses breite Klientel kann wirklich froh und dankbar sein, daß die Pidax jenes kleine Synchronstudio gefunden hat.

Ich denke, daß die Wahl eines kleinen und nicht so bekannten Studios nicht nur mögliche finanzielle Gründe hatte, sondern dafür ein ganz anderer Aspekt primär im Vordergrund stand. Um die Herkulesaufgabe bewältigen zu können, auf eine über 50 Jahre alte Serie eine authentisch klingende und glaubwürdige Synchro zu zaubern, bedarf es viel Zeit, großem Einfühlungsvermögen und auch - aus heutiger Sicht - mancher ungewöhnlichen technischen Tricks. All diese Bedingungen erfüllt da ein kleines Studio sicherlich weit eher, als ein Betrieb, der auf die heutige Synchron-Fließbandarbeit ausgerichtet ist.

An den Dialogbüchern und der Auswahl der Stimmen läßt sich bekanntlich bei jeder Synchro herummäkeln, doch im Großen und Ganzen erachte ich die Neusynchro von "Laramie" als sehr gut gelungen. Und das sage ich nicht etwa, weil hier die Pidax der Auftraggeber ist, sondern weil es tatsächlich die allererste "Neusynchro" einer Klassikserie war, die selbst ich akzeptieren kann. Daß ich trotzdem lieber den O-Ton wähle hat aber mit der Qualität der Synchro nichts zu tun, sondern wie bereits erwähnt halt ganz andere Gründe.

Auch in den Synchros der 60er Jahre war es übrigens keine Seltenheit, daß junge Frauen männliche Kinderdarsteller synchronisierten. Eines der bekanntesten Beispiele dürfte wohl Christa Höltl gewesen sein, die u.v.a. z.B. den kleinen Keena in "Großer Adler - Häuptling der Cheyenne" einsprach. Wir kennen sie aus der deutschen Serie "Unsere große Schwester", wo sie die jüngere Schwester Sabine spielte.

Den angesprochenen Altersunterschied zwischen erwachsenen Darstellern und ihrer Synchronstimme gab es ebenfalls schon immer. Da ist einzig entscheidend, ob das stimmliche Alter zur Person paßt. Und ich finde, Christine Werner paßt sehr gut für die auch im Original noch recht jugendlich klingende Miss Daisy Cooper, so wie auch Reinhold Weiser dem Sprachduktus von Jess Harper sehr nahe kommt. Klar, den enormen Bassgehalt der Originalstimme von Robert Fuller erreicht auch er nicht ganz... aber da sind wir dann wieder beim ersten Satz meines Beitrags ;-)

Lass` einfach Deinen "Trigger Finger" von den Audioeinstellungen der Fernbedienung, wenn Du "Laramie" via der deutschen DVDs im Original schaust, und alles ist gut ;-))) Wir können hier aber gerne mal einen Sammelthread starten, in dem wir die zahlreichen Skurrilitäten, den Nonsens sowie auch die Fehler der deutschen Synchros von Klassikserien auflisten. Ich fürchte nur, daß es ein recht einsamer Thread werden würde, da soetwas die meisten eh nicht wirklich interessiert. Du weißt doch, Pete, Hauptsache es ist in Deutsch... ;-)

Gruß
Stahlnetz


Die Erinnerung ist das einzige Paradies, aus dem man nicht vertrieben werden kann