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Gemeinderätin Schumann (1974), läuft jeden Montag im hr
Nach 2 gelaufenen Folgen kann man schon ein kleines Zwischenfazit
ziehen. Darauf, dass es keine spannende oder lustige Serie ist, gehe ich nicht ein, denn das geht ja schon aus dem Titel hervor. Ich meine, auch anspruchsvolle Sozialserien sollten ihren Platz im TV-Programm haben. Leider sehen die Sender das anders, denn diese Ausstrahlung ist eine ganz seltene Ausnahme. Ich finde es interessant an dieser Serie zu sehen, welche gesellschaftlichen Probleme von damals (40 Jahre ist die Serie alt) heute noch aktuell sind und was sich grundlegend geändert hat. In Folge 1 ging es um das Kindergartenproblem, zu wenige Plätze, zu wenig gut ausgebildetes Personal. Das ist heute noch so, es ist fast erschreckend, wie aktuell Folge 1 war. In Folge 2 ging es u.a. um die damalige Gleichgültigkeit vieler Eltern, was die Bildungschancen ihrer Kinder anging. Das war wirklich so, dass viele Eltern seinerzeit ihren Kindern das Abitur versagten, weil sie meinten, dass sich dies nicht lohne (Tochter heiratet sowieso) oder weil sie einen "anständigen" Beruf erlernen sollten. Die Meinung, dass Studenten faule Gammler sind, war früher weit verbreitet. Dies hat sich alles total geändert, heute will fast jede Mutter und Vater, dass das Kind Abitur macht "und es zu was bringt". Die Politik muss hier angesichts überfüllter Hörsäle und fehlender Azubis heute schon gegensteuern und den Eltern und Schülern eine Lehre schmackhaft machen. Die Serie ist übrigens, und darüber kann man natürlich geteilter Meinung sein, ein Werbefilm für die Gesamtschule, die Anfang der 70er Jahre in einigen Bundes- ländern eingeführt wurde. Die Frau Schumann ist hauptberuflich Lehrerin an einer Gesamtschule. Die meisten Schulszenen zeigen spielende Kinder, in der Pause steht ihnen drinnen ein wunderbar ausgestatteter Aufenthaltsraum mit Tonbandgeräten, Schachspiel, Puzzles usw. zur Verfügung. Ein älterer Lehrer (Horst-Michael Neutze) lässt die Kinder draußen mit Reifen spielen. Ein Pausenklingeln gibts nicht, die Lehrerin kommt und sagt, so, nun ist es Zeit mal wieder in die Klasse zu gehen. Im Klassenraum sitzen die Schüler in Gruppen zusammen und machen Gemeinschafts- arbeit. So eine Schule hätte ich damals auch gerne gehabt! Ich vermute stark, dass diese Serie nie im Regionalprogramm von Bayern lief, denn diese Unterrichtsform wurde von Bayern wohl abgelehnt. Kurios übrigens, dass der Ehemann von Antje Hagen (die die Gemeinderätin und Lehrerin spielt) wie bei den Semmelings wieder Bauingenieur ist und am Zeichenbrett steht (Hartmut Reck) ... Schön an diesen alten Serien sind natürlich immer die Schauspieler, oft bekannte Gesichter in kleinen Nebenrollen, z. B. der unvergessene Karl Obermayr als grantelnder Wirtshausbesucher, der über die Trimm-Dich-Bewegung meckert. Helmut Fischer spielt auch mit. Wer das (Vor-)urteil hat, dass Lehrer ein schönes Leben haben, wird sich durch diese Serie übrigens in Form einer jungen Lehrerin bestätigt fühlen, die sich hauptsächlich Kreuzworträtseln, Sonnenbaden usw. widmet ... 2-mal bearbeitet. Zuletzt am 07.05.14 11:08. In diesem Forum dürfen leider nur registrierte Teilnehmer schreiben.
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