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Re: Rainer Brandt halt sehr bekannt.
Der Name Rainer Brandt steht natürlich als Synonym für die Schnoddersynchro schlechthin, keine Frage, James Finlaysons Assistent. Schließlich haben er und Karlheinz Brunnemann diesen damaligen Modetrend ins Rollen gebracht. Ich denke, aus heutiger Sicht ist jenes Phänomen auch nur mehr sehr schwer erklärbar oder gar nachvollziehbar, aber damals, Ende der 60er, Anfang der 70er Jahre traf es irgendwie mitten in die Zwölf des Zeitgeistes... warum auch immer. Und ganz besonders natürlich bei uns Jugendlichen von einst ;-)
Kaum eine andere Serie hatte damals übrigens so massiv den deutschen Sprachschatz beeinflußt wie "Die2". Was Rainer Brandt darüber schon so oft in Interviews erzählte ist wirklich keine Übertreibung; genauso kann ich es aus persönlicher Erfahrung nur bestätigen: Wenn am Vorabend eine Folge im ZDF lief, waren deren Sprüche am Morgen darauf DAS Thema in Bus und Bahn sowie in der Schule und auf der Arbeit. Zumindest bei den vielen Millionen Zuschauern, die regelmäßig die Serie schauten. Und bei praktisch nur zwei Sendern (die Dritten Programme hatten zu der Zeit ja noch keine nennenswerte Bedeutung) war die Einschaltquote bei "Die2" natürlich gigantisch hoch im Vergleich mit heutigen Quoten. Auch Serien wie "Tennisschläger und Kanonen", "Department S", "Ihr Auftrag Al Mundy!", "Immer wenn er Pillen nahm" oder "Jason King" verdanken ihren Erfolg in Deutschland ja vornehmlich der Schnoddersynchro. Heutzutage habe ich damit beim Schauen zum Teil auch erhebliche Probleme, aber damals fand ich das natürlich toll. Paßte auch irgendwie in die Zeit, denn nach der 68er Bewegung wurde ja Vieles in Frage gestellt und versucht, endlich etwas Neues zu etablieren. Möglicherweise beruht der damalige Erfolg der Schnoddersynchro auch schlicht auf jenen Umständen. Dein genannter Spruch mit der "Ansichtskarte aus Solingen" - ich kenne ihn abgewandelt auch als "Gruß aus Solingen" - ist z.B. so eine Redewendung, die für viele aus der Schnoddersynchro bis heute im deutschen Sprachgebrauch ein Begriff ist. Aber auch Sprüche wie "Man kümmt", "Oben ohne, unten nix", "Ganz im Gegentum", "Brülliant", "Danke, sehr aufdringlich", "Heil Schnittlauch" usw, usw. Es gab natürlich auch etliche Sprüche, die man bereits damals als saudämlich empfand, wie z.B. "Hast du Solingen erst im Muskel, hälst du`s nicht mehr für ne Fluskel". Das bezeichne ich dann gerne als die Kategorie "ab zwei Promille aufwärts"... damit ein ganzer Film, und man braucht keine anderen Feinde mehr im Leben ;-) Gruß Stahlnetz Die Erinnerung ist das einzige Paradies, aus dem man nicht vertrieben werden kann In diesem Forum dürfen leider nur registrierte Teilnehmer schreiben.
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