tvforen.de - Die Fernsehdiskussionsforen
Die Fernseh-Diskussionsforen von
TV Wunschliste fernsehserien.de retro-tv
Startseite
Aktuelles Forum
Nostalgieecke
Film-Forum
Der Werbeblock
Zeichentrick-Forum
Ratgeber Technik
Sendeschluss!
Serien-Info:
Powered by wunschliste.de
TV-Erinnerungen an gute, alte Fernsehzeiten
Review: "Elefanten-Boy" aka "Elefantenjunge"
geschrieben von: Pete Morgan, 24.11.12 04:28
Ich war so 12 oder 13 jahre alt, und ich glaube mich an Wochenenden zu erinnern, Freitag oder Samstag am Vorabend mag es gewesen sein, die Familie war wieder mal nach einer Woche schwerer Arbeit um den Wonnzimmertisch versammelt, der mit allerlei Leckerein beladen war, und im ersten Fernsehprogramm lief eine Serie, die uns den Alltag im Dschungel näher brachte. Nicht etwa - wie sonst üblich - auf dem schwarzen Kontinent, sondern in Indien. Bis dahin hatte ich Indien nur durch die beiden Filme von Fritz Lang um den "Tiger von Eschnapur" und "Das Indische Grabmal" sowie den Film "Gefahr im Tal der Tiger" (der inoffizielle Pilotfilm zur im ZDF gelaufenen amerikanischen Abenteuerserie "Maya") kennen gelernt, sowie aus diversen Abenteuergeschichten. Den Film "Elefantenboy" mit Sabu in der Titelrolle hatte ich auch gesehen, aber er hatte mir irgendwie gar nicht so gefallen.
Nun saß ich also mit eher gemäßigten Erwartungen auf dem Sofa-Stammplatz rechts außen und konzentrierte mich eher auf die Leckereien vor mir - bis der "Ruf "Kala!" erscholl und eine durchaus eingängige Titelmelodie folgte. Sofort wandte ich meine Aufmerksamkeit dem Fernsehprogramm zu, und als ich dann auch noch den mir aus "John Klings Abenteuer" wohl bekannten Uwe Friedrichsen in der Hauptrolle entdeckte und irgendwie auch an dem Elefantenboy Gefallen fand, war die Serie ins Wochenendpflichtprogramm aufgenommen.

Nun konnte ich vor einigen Wochen die beiden Staffeln der Serie bei einem uns wohl bekannten online Kaufhaus günstig erstehen - und da ich mich überhaupt nicht daran erinnern konnte, mehr als eine Staffel in Jugendjahren gesehen zu haben, führte ich mir die Serie in den vergangenen Tagen zu gemüte. Jedenfalls setzte bei mir der in diesem Forum vielfach erwähnte und gewünschte Nostalgieeffekt bei den Episoden "Die gestohlene Kamera" und "Der Ehrenplatz" ein... an beide konnte ich mich beim Sichten wieder erinnern.
Zunächst muss man feststellen, dass die Serie eine britisch-deutsche-indische Ko-Produktion ist und gediegene Familienunterhaltung ohne allzu viel Dramatik oder Nägelbeißerspannung bietet, durchaus aber vor allem durch Naturaufnahmen aus dem indischen Dschungel zu beeindrucken weiß. Hinzu kommen kleine, auf 25 Minuten erzählte Geschichten mit etwas Spannung, netten, unkomplizierten Handlungssträngen, wie wir sie von "Skippy" oder "Flipper" kennen, sowie sympathischen Schauspielern vor beeindruckender exotischer Kulisse. Verglichen mit heutigen Produktionen ist "Elefantenboy" qualitativ hochwertig genug, dass er jedes zeitgenössische 50-Minuten-Format des deutschen Fernsehens wie beispielsweise "Unser Charlie" oder "Kalle" mühelos auszustechen vermag.

Die Geschichte der Serie ist lose an Rudyard Kiplings Jugendbuch gleichen Titels angelehnt und erzählt vom Alltag des Waisenjungen Toomai und seines kleinen Bruders Ranjid. Beide sind Söhne eines Mahout, eines Elefantenführers, der mit dem Arbeitselefanten Kala Nag allerlei Arbeiten im Dschungel zu erledigen hatte, bis er in einem Buschfeuer umkam. Fortan fristen beide Jungs, unter der Obhut anderer Mahouts, ein karges Dasein im Areal des Nationalparks Namanpur, der nach der Entmachtung der letzten Maharadschas im Dschungel eingerichtet wurde. Beide Jungs fühlen sich für den Elefanten Kala Nag verantwortlich, den sie als ihr Eigentum betrachten - doch das Tier gehört dem Nationalpark. Gleichzeitig betrachtete Kala Nag aber Toomai und seinen Bruder als seine Schützlinge und wacht über sie, so gut er kann.
Als das Naturreservat einen neuen Leiter bekommt, ändert sich Toomais Leben schlagartig. Karl Bergen, ein großer blonder deutscher Umweltschützer, steht in dem Ruf, ein Tyrann zu sein und mit harter Hand durchzugreifen. Der Zufall will es allerdings, dass Toomai dem Tyrannen mit Kalas Hilfe im wahrsten Sinn des Wortes aus einem Schlamassel helfen kann, und so wächst von Anfang an eine Sympathie zwischen dem Deutschen und dem kleinen Mahout, die im Laufe der Zeit dem neuen Revierleiter viel Respekt für die Fähigkeiten des Jungen abverlangt.
Zum Team des Reservats gehört auch bald eine britische Tierärztin namens Sue Frazer, die nicht nur äußerst hübsch, sondern auch äußerst kompetent ist und sich in der rauen Männerwelt zu behaupten vermag. Wenn es auch nicht zu deutlich wird, hat Sue doch ein Auge auf Karl Bergen geworfen, und beiden liegt das Wohl Toomais und seines Bruders sowie Kala Nags sehr am Herzen.
Erschwert wird die Arbeit der Umweltschützer allerdings durch Mistar Padam, einen entmachteten Maharadscha, der von den umliegenden Dorfbewohnern immer noch als solcher angesehen und geachtet wird. Er lebt in einem Palast, fährt ständig mit einem Rolls Royce durch den Dschungel und versucht dem deutschen Reservatsleiter das Land, das man ihm wegen des Reservats genommen hat, wieder abzuringen. Dabei schreckt er vor keiner Schuftigkeit zurück, um sein Ziel zu erreichen.
Wenn Toomai auch immer wieder Padams Pläne durchkreuzt, so ist doch sein Respekt für den Mann deutlich, und am Ende ist Toomai es, der sich für die Erhaltung der Kulturgüter seines Landes und seines Volkes einsetzt und Padam deutlich zu verstehen gibt, wie sehr er ihn immer noch als Maharadscha und inoffizieller Herrscher respektiert...

"Elefantenjunge" ist eine Geschichte über bedingungslose Loyalität - Loyalität eines Jungen gegenüber seinem deutschen Herrn und Arbeitgeber, Loyalität des Mahout gegenüber seinem Elefanten, und Loyalität eines Tieres gegenüber seinem Schutzbefohlenen. Für Kala würde Toomai jederzeit ohne Zögern sein Leben riskieren, aber auch für andere Tiere. Wenn er es mit Wilderern, verbrecherischen Tierfängern, Umweltsündern, Dieben und sogar Mördern zu tun bekommt, ist Toomais oberstes Ziel der Schutz der Tiere und der Gerechtigkeit zum Sieg zu verhelfen. Dabei setzt er sich oft über Karl Bergens Anweisungen hinweg, was dieser als Perfektion und Gehorsam gewohnter Deutscher nur schwer akzeptieren kann. Dennoch geht natürlich jedes Abenteuer gut aus und Toomai beweist oft, dass er ein Kind des Dschungels ist und ihm der Urwald nichts anhaben kann, solange er ihn und seine Bewohner respektiert.

Im Prinzip könnte "Elefantenjunge" das Gegenprogramm zu den Afrikaserien des ZDF gewesen sein, aber ob dies so gewesen sein mag, ist Spekulation. Denkbar wäre es auf jeden Fall. Schade ist nur, dass die Serie bereits nach zwei Staffeln zu Ende war und auch nur 25 Minuten pro Episode hatte. Präsentiert wurde uns die Serie von Ralph Smart, der uns bereits durch "SOS Charterboot" bekannt war, ebenso wie durch die Erfolgsserien "Geheimauftrag für John Drake" und "Der Unsichtbare". Smart landete überdies mit den Mittelalterserien "The Buccaneers" (mit Robert Shaw) und "William Tell" (mit Conrad Philips) in England große Erfolge. Als Produzent und führender Drehbuchautor der meisten Episoden von "Elefantenboy" zeichnet Ian Stuart Black verantwortlich, der mit der Krimiserie "Fabian of the Yard" seinen ersten Knaller gelandet hatte und dann weiter über "John Drake" und den Unsichtbaren" bei namhaften britischen Serien wie "Simon Templar" oder "Sir Francis Drake" mitarbeitete. TV-Nostalgikern dürfte er durch die Serien "Die Überlebenden der Mary Jane" und "Die Mädchen aus dem Weltraum" bekannt sein. Beide Serien liefen ebenfalls im Vorabenmdprogramm der ARD.

Von der Aufmachung her erinnert "Elefantenjunge" stellenweise an "Skippy". Wie dort vermittelt auch der "Elefantenjunge" den jugendlichen Zuschauern die Liebe und Achtung zur Natur und den Tieren und den Wert von Freundschaft und Rechtschaffenheit, ohne allerdings den Zeigefinger der Moral permanent zu heben. Die Musik ist durchaus eingängig und benutzt überwiegend traditionelle indische Instrumente. Alles in allem ist "Eleefantenjunge" aus heutiger Sicht vielleit etwas naiv, aber immer noch recht unterhaltsam und kurzweilig. Überdies bietet die Serie ein Wiedersehen mit Margot Leonhardt, der deutschen Stimme von "Emma Peel", und mit einigen weiteren deutschen Darstellern, von denen nur Siegfried Rauch und Gunnar Möller sich offensichtlich nicht selbst synchronisierten (die Serie war in Englisch gedreht worden). Wenn Siegfried Rauch als deutscher Reporter dann einen Bericht ans eine englische Zeitschrift durchgibt und die Deutschen als "arrogant" bezeichnet, ist das der britische Humor, der auch bei dieser Serie nicht fehlen durfte.

Die Bild- und Tonqualität der DVDs in Dolby Digital ist gut bis sehr gut. Das Bonusmaterial besticht durch ein ausführliches Interview mit dem inzwischen hoch betagten Uwe Friedrichsen, der von den Produktionsarbeiten berichtet, und durch die Pilotfolge in Englisch, die zeigt, dass man bei der deutschen Synchro sehr eng am Original geblieben ist. Bei den DVD-Folgen griff man übrigens auf die von Kabel 1 neu synchronisierten Episoden zurück statt auf die erste Synchronfassung der ARD, was natürlich schade ist. Leider hat man die Originalfassung für die restlichen Episoden nicht mehr für nötig erachtet, stattdessen gibt es eine Folge in der französischen Synchro, warum auch immer. Außerdem liest Produzent Oliver Krekel aus den Pestalozzi-Fernsehbüchern, und kurze Hintergrundinformationen von Hans Schaffner runden das Bonusmaterial schließlich ab.

Bei einem Preis von etwas über 10 EUR für beide Staffeln ist dies somit eine der preiswerten Serienklassiker-Anschaffungen, die man sich zu diesem Preis getrost zulegen kann. Für mich persönlich stellt diese Serie jedenfalls keinen Fehlkauf dar und wird ihren Platz in meinem Regal erhalten.

Der Lonewolf Pete

Optionen: AntwortenZitieren
Betreff geschrieben von Datum/Zeit Zugriffe 
  Review: "Elefanten-Boy" aka "Elefantenjunge"
Pete Morgan 24.11.12 04:28 1578 
  Re: Review: "Elefanten-Boy" aka "Elefantenjunge"
eiwennho 24.11.12 19:55 227 
  Re: Review: "Elefanten-Boy" aka "Elefantenjunge"
Pete Morgan 24.11.12 20:12 366 
  Re: Review: "Elefanten-Boy" aka "Elefantenjunge"
Fraak 24.11.12 21:41 247 
  Re: Review: "Elefanten-Boy" aka "Elefantenjunge"
Pete Morgan 24.11.12 23:21 173 
  Re: Review: "Elefanten-Boy" aka "Elefantenjunge"
faxe61 24.11.12 22:15 229 
  Re: Review: "Elefanten-Boy" aka "Elefantenjunge"
Pete Morgan 24.11.12 23:25 250 
  Re: Review: "Elefanten-Boy" aka "Elefantenjunge"
Stahlnetz 24.11.12 22:40 292 
  Re: Review: "Elefanten-Boy" aka "Elefantenjunge"
burchi 25.11.12 11:04 427 


In diesem Forum dürfen leider nur registrierte Teilnehmer schreiben.
Partnerseiten
Verantwortlich für den Inhalt der Forumsbeiträge ist der jeweilige Autor eines Beitrags.
Es gelten unsere Foren-Regeln | FAQ (Häufige Fragen)
Dieses Diskussionsforum basiert auf dem Phorum-System.