Ich komme nochmal auf Loriot zurück, weil metty Krings, den ihr noch vielleicht von RTL Plus kennt, einen genialen artikel in der luxemburger Illustrierten Telecran geschrieben hat:

"Das Lach-Scharnier

Bis ein Comedy-Tsunami Deutschland mit verheerenden Lachkrämpfen heimgesucht hat, war dem Land jedes Talent zu Humor abgesprochen worden. Auch der Hinweis auf Wilhelm Busch rettete die Lachlage nicht. Im Gegenteil. Dem Vater von Max und Moritz wird sarkastisch-grausamer Witz nachgesagt. Was geschieht mit Max und Moritz, nachdem sie einen Sprengstoffanschlag auf Lehrer Lämpel verübt und Schneider Böck durch Brückensabotage versenkt haben? Sie werden in der Mühle zu Entenfutter geschrotet. Busch, schöner Rabenvater!

Dagegen wirkt Loriot wie eine Lichtgestalt. Bei ihm können Herr und Frau Spießbürger sogar über sich selber lachen. Er tut keinem weh, aber allen gut. Weiß man. Ich möchte Ihr geneigtes Auge auf einen anderen Loriot-Effekt lenken. Er ist ein Scharnier. Ich meine nicht Genie. Das sowieso. Er ist das Scharnier zwischen den Generationen. Während von begnadeten Kabarettisten wie Werner Finck oder Jürgen von Manger nichts mehr in der jungen Generation nachklingt, muss man nur den Loriot-Satz fallen lassen: „Das Bild hängt schief!“ Und schon schmunzelt es generationenübergreifend!

Das geht auch mit „Hildegard, sagen Sie jetzt nichts!“ Wer hätte schon vor Loriot mit einer Nudelwanderung durchs Gesicht Lachgeschichte geschrieben – äh, gefilmt? Sagen Sie auf einer Party nur mal: „Ein Klavier, ein Klavier!“ Und schon findet sich jemand, der den Satz vollendet: „Mutter, wir danken Dir!“ Aber das ist für mich noch nicht das Erstaunlichste. Mein Staune-Level steigt ins Unermessliche, wenn ich sehe, dass es oft junge Menschen sind, die „ihren Loriot“ drauf haben.

Lassen wir die Wissenschaftler weiter nach dem „missing link“ zwischen Aff und uns suchen, das Humorscharnier zwischen den Generationen ist gefunden: Loriot.

Aber auch Loriot konnte vereinzelt bitterböse sein. Ich erinnere an seine Knollennasenzeichnung, in der ein Dampfwalzenfahrer einen Fußgänger pappdünn platt macht – während am Straßenrand ein Polizist nur milde den Dudu-Zeigefinger hebt, mit dem man ansonsten Kleinkindern lachend zu drohen pflegt, damit sie nicht noch eine Tasse vom Tisch stippen.

Das wäre dem Über-Rabenvater Busch auch gern eingefallen."

hier der direkte Link:[www.telecran.lu]