Auch Filme auf VHS hatten anfangs noch 50,- DM gekostet, ZeroGravity, so kann man doch nicht ernsthaft argumentieren. Das Medium DVD hat sich längst zum günstigen Massenprodukt entwickelt und kostet in der reinen Herstellung nur noch wenige Cents. Was den eigentlichen Preis ausmacht, sind ja die Kosten der jeweiligen Rechte sowie des technischen Aufwandes... aber ganz klar auch die Höhe des angestrebten Gewinns. Daher müßte man bei der Beurteilung des Verkaufspreises letztlich den individuellen Einzelfall betrachten, was für uns Laien aber gar nicht möglich ist, da wir diese genannten Interna der Label über die tatsächlichen Kosten nicht kennen.

Dennoch hat Pete völlig recht, wenn er einerseits das Preis/Leistungsverhältnis von Serien und Filmen als treffenden Vergleich nennt, auf der anderen Seite auf die oftmals deutlich günstigeren Preise im Ausland verweist. Was sind wir Deutschen denn bloß für ein Völkchen geworden, daß wir in vielen Bereichen des täglichen Lebens offenbar so gerne Höchstpreise zahlen? Statt diese aber sachlich zu hinterfragen, plappern viele einfach nur die oftmals hanebüchenen "Argumente" der Industrie für jene Hochpreispolitik nach oder erfinden aus Unwissenheit sogar noch neue!

Natürlich wollen und sollen die Firmen mit ihren Produkten Geld verdienen, da dürfte es wohl keine zwei Meinungen geben. Aber auf plumpe Abzocke oder schlechte Leistung für teuer Geld reagiert ganz sicher nicht nur der Lonewolf allergisch, soetwas geht auch mir gewaltig auf den Zeiger. Die Definition der Begriffe unterliegt zwar dem individuellen Auge des Betrachters (vielleicht auch seines Geldbeutels), an einigen Fakten läßt sich aber dennoch nicht rütteln. Man schaue sich doch nur die Entwicklung des DVD-Marktes an: Von den paar aktuellen Kino-Blockbustern der Anfänge hätte sich der heutige Markt nicht entwickeln können, und selbst als man den Bedarf der vielen Film-Klassiker erkannte, war dies nur ein weiter Schritt. Erst als die Branche das Potential der beliebten TV-Serien aufgriff (übrigens eine interessante Parallele zur damaligen Entwicklung des Fernsehens), konnte sich der DVD-Markt engültig etablieren.

Dazu mußten aber die Preise gewaltig nach unten, denn das bisher teure Preis/Leistungsverhältnis von etwa 15,- bis 20,- Euronen für nur rund 90 Minuten Spielzeit eines Einzelfilms ließ sich bei Serien nicht beibehalten, sonst hätte eine 13teilige Reihe im 25 Minuten Kurzformat bereits um die 70,- Teuronen kosten müssen, das Doppelte bereits für die gleiche Anzahl von Langfolgen. Das hätte sich kaum jemand leisten können. Also schraubte die Industrie zunächst ihre Gewinnmarge herunter. Und nachdem insbesondere wir "süchtigen" Nostalgiker nun alle erwartungsfroh auf ständigen Nachschub gieren, wird die Preisschraube geschickt wieder angezogen. Und dabei ist leider kein Trick zu schäbig, sei es durch die Einführung der idiotischen Halbstaffeln, doppeltes Abkassieren bei längst restauriertem Material oder das große Geschäft mit der Angst der Fans, ihre Lieblingsserie werde nicht fortgesetzt, falls sie den überzogenen Preis nicht zahlen.

Und nur gegen diese Auswüchse richtet sich mein eigener Groll (ich vermute bei Pete ebenfalls), nicht pauschal gegen die ganze Branche. Zum Glück gibt es ja noch diverse Label, die auch weiterhin zu fairen Preisen ihre Produkte anbieten. Ich finde es jedoch höchst traurig und beschämend, wenn hier immer wieder statt der eigentlichen Verantwortlichen die wenigen beherzten Leute angegriffen werden, die auch mal fundiert Tacheles reden und zu einer sachlich-kritischen Sichtweise motivieren. Deine persönliche Einstellung sei Dir ungenommen, ZeroGravity, aber dann akzeptiere doch bitte auch, wenn andere keine rote Schleife um den Extra-Zehner oder gar Zwannie binden, den sie hier oftmals mehr berappen müssen wie für den gleichen Artikel im Ausland. Und sorry, ist ein bißchen lang geworden das kurze Statement... ;-)

Gruß
Stahlnetz

Die Neigung der Menschen, kleine Dinge für wichtig zu halten, hat sehr viel Großes hervorgebracht



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 09.12.10 17:53.