@Stahlnetz:
Sehr schöner Beitrag, der es genau auf den Punkt bringt.

Stahlnetz schrieb:
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> Dennoch wird die
> Einschätzung, daß das Fernsehen früher
> "besser" war, von bemerkenswert vielen Menschen so
> gesehen, auch wenn ein jeder im Detail vermutlich
> ganz andere Dinge damit meint.

Gerade Letzteres ist doch auch ein Indiz dafür, dass im damaligen Programm sehr viele verschiedene Interessen gleichermaßen angesprochen und zufrieden gestellt wurden, was heute in weit weniger ausgewogener Weise der Fall ist, da größtenteils vorwiegend der Massengeschmack bedient wird. Menschen sind aber Individuen mit teilweise sehr speziellen Interessenbereichen.

In meinen Augen sollte es Aufgabe des TVs sein, möglichst viele unterschiedliche Zuschauerinteressen zu bedienen und das hat dann tatsächlich - ganz gemäß dem Auftrag der Öffentlich-Rechtlichen - etwas mit Bildung und Kultur zu tun, denn es würde (und wurde noch in den 80ern/90ern) für jeden die Möglichkeit geschaffen, sich mit unterschiedlichen Dingen zu beschäftigen und eventuell darüber sogar neue Interessen zu entdecken. Das heutige Programm ermöglicht es eher selten, mal über den Tellerrand zu blicken.

Bildungsanspruch heißt ja auch nicht automatisch, dass permanent Wissen vermittelt werden muss. Es reicht eigentlich völlig aus, wenn ein Film oder eine Serie wenigstens ein gewisses Minimum an "Mitdenken" erfordert. Doku-Soaps konfrontieren ausschließlich mit Gewohntem und bauschen allenfalls auf. Das erfordert keinerlei geistige Teilhabe und lässt die Zuschauer - in meinen Augen - auf Dauer zunehmend unkritischer werden und leider auch immer weniger fähig, einer komplexeren Handlung überhaupt noch folgen zu wollen.

Damit schraubt sich das Gesamtniveau immer weiter nach unten und irgendwann sind wir mit "Gülcan beim Butterbrote schmieren" und "Ottfried Fischer sitzt rum" als große Unterhaltungsevents vollauf zufrieden. In den 80ern wären die Leute auf die Barrikaden gegangen, wenn man ihnen einen solchen Schwachsinn vorgesetzt hätte, wie er heute teilweise üblich ist. Ich bezweifle, dass "Mensch ärgere dich nicht XXL" damals ein Erfolg gewesen wäre.