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Eisenbahndetektiv Matt Clark (Review)
Eisenbahndetektiv Matt Clark (Stories of the Century)
USA 1954/55, s/w, 39 Episoden in 2 Staffeln Matt Clark...........Jim Davis (26.08.1909 - 26.04.1981) Frankie Adams....Mary Castle (22.01.1931- 29.04.1998) Magaret Jones.....Kristine Miller (* 13.04.1929) ![]() Das Buch der Titelsequenz, welches mit den Daten der jeweiligen Episode aufgeblättert wird Bildquelle: [www.tvacres.com] Diese außergewöhnliche Westernserie im 25 Minuten Kurzformat möchte ich allen Freunden des Genres durch ein kleines Review gerne wieder in Erinnerung rufen. Das ZDF strahlte zwischen dem 6. Juni und dem 12. September 1968 obligatorische 13 Episoden der Reihe aus, jeweils donnerstags im Vorabendprogramm - schon damals ein Highlight unter den vielen Westernserien, die ARD und ZDF dem heimischen Zuschauer anboten. Seither ist der Titel nach meinem Kenntnisstand jedoch nie mehr im deutschen Fernsehen gesendet worden... und teilt somit das traurige Schicksal zahlreicher anderer Serien jener TV-Ära. Auf heimischen Nostalgieseiten sucht man ebenfalls vergeblich nach detallierten Infos zu Matt Clark, dessen spannende Fälle den damaligen Zeitungen und amtlichen Aufzeichnungen entnommen wurden, somit allesamt auf historischen Personen und deren Verbrechen basieren. ![]() Matt Clark in seinem typischen Outfit (Screenshot) Bildquelle: [www.tvacres.com] Ob Billy the Kid, Butch Cassidy, Johnny Ringo, die Dalton-Gang oder auch Rothäute wie Geronimo und Häuptling Crazy Horse, alles was Rang und Namen hatte unter den Outlaws und gefürchteten Personen des Wilden Westens, Matt Clark (Jim Davis) trifft in jeder Folge auf mindestens einen von ihnen. Bei seinen Ermittlungen steht ihm jeweils eine attraktive Eisenbahndetektivin zur Seite, bis Folge 26 ist es "Frankie Adams", gespielt von Mary Castle, in den Folgen 27 - 39 (2.Staffel) kommt dann "Margaret ´Jonesy` Jones" zum Einsatz, dargestellt von Kristine Miller. Beide Damen reisen oftmals schon an die Orte des Geschehens voraus, um dort mit verdeckten Ermittlungen zu beginnen und Beweise zu sammeln. Dazu nehmen sie die verschiedensten Jobs an, arbeiten zur Tarnung als Bankangestellte, als Telegraphistin, als Hotelangestellte oder sogar als Saloon-Girl, und manchmal schleichen sie sich unter falschem Namen auch mal direkt in eine Bande ein. Sie fungieren dabei aber nicht bloß als reine Assistentinnen für den unbestechlichen Helden Matt Clark, sie sind eigenständige Eisenbahndetektive! Sowohl für das Genre des Western als auch für die Produktion anno 1954/55 eine höchst ungewöhnliche und mutige Darstellung des damaligen Frauenbildes, welches seiner Zeit bereits um einiges voraus war ;-) ![]() Matt Clark mit ´Jonesy` (Screenshot) Bildquelle: [www.tvacres.com] Da sich Produzent Rudy Ralston des reichhaltigen Footage-Materials der Republic Pictures bedienen konnte, erhielten die einzelnen Folgen zudem ein Höchstmaß an Action- und Stuntszenen sowie monomentale Aufnahmen, wie man sie sonst nur im großen Kino erlebt. So entgleist in der Serie gleich mal ein ganzer Zug donnernd in die Tiefe, riesige Eisenbahnbrücken werden gesprengt, die ganze Prärie steht in Flammen oder aufwändige Indianerkämpfe zieren die Mattscheibe - alles Szenen aus einer Fülle von B-Western der Republic Pictures, die (meist) sehr geschickt in das Material der Serienfolgen intigriert wurden. Insbesondere aber die zahlreichen Stunts mit Kutschen aller Art reißen den Zuschauer in fast allen Folgen immer wieder in den Bann des Spektakulären... selbst noch nach weit über einem halben Jahrhundert. Der semidokumentarische Erzählstil jeder Episode tut sein übriges an der Faszination dieser Western-Anthologie. Der Zuschauer wird unterschwellig an Serien wie "Dragnet" oder das spätere "Dezernat M" erinnert, wenn Matt Clark seine markigen Off-Kommentare spricht, Fakten des Falles erläutert und natürlich sich selbst dem Publikum vorstellt, wenn er erstmals im Bild erscheint: "Mein Name ist Matt Clark, ich bin Eisenbahndetektiv!" Der einleitende Off-Satz jeder Geschichte beginnt übrigens immer mit den nahezu gleichen Worten (frei übersetzt aus dem Original): "Die amtlichen Zeitungsarchive des frühen Westens dokumentierten viele Geschichten über bekannte und berüchtigte Charaktere jener Epoche..." Der sachliche und deutlich spröde Tonfall im Original läßt unwillkürlich Vergleiche aufkommen mit den Off-Texten von Heinz Engelmann in den "Stahlnetz"-Fällen... Die deutsche Synchronisation des Fernsehstudio München ließ Matt Clark in der heimischen Fassung von Horst Naumann vertonen und machte daraus den ähnlichen Standardsatz: "In den Archiven der Zeitungen und in den Akten der Polizei aus der Geschichte des Wilden Westens finden wir die Lebensläufe von berüchtigten Gesetzesbrechern und Banditen..." Das Dialogbuch schrieb Charlotte Bertelsmann, die Dialogregie führte Erich Ebert. Frankie Adams (Mary Castle) wurde übrigens von Heidi Treutler eingedeutscht, die charmante Stimme von Barbara Eden in "Bezaubernde Jeannie". Das fortschrittliche Frauenbild des Originals machte das ZDF selbst anno 1968 noch nicht wirklich mit, in der heimischen Fassung wurden die beiden Partnerinnen von Matt Clark wieder zu bloßen "Assistentinnen" degradiert... ;-) Die deutsche Fassung unterscheidet sich aber generell weit stärker vom Original, wie es seinerzeit ohnehin üblich war. Ein selbst gebastelter Vor- und Abspann ist ja weit verbreitet gewesen in jenen Tagen, so auch bei Matt Clark. Statt des aufschlagenden Buches im Originals sah der heimische Zuschauer die Zeichnung einer Western-Lokomotive, darauf im Wechsel dann eingeblendet den deutschen Serientitel, die Namen der beiden Protagonisten sowie den jeweiligen Episodentitel. Dann folgte die verkürzte Sequenz des Originals mit dem fahrenden Zug. Doch statt der markanten Klänge des Originals, unterlegte die heimische Fassung die gesamte Titelsequenz mit typischer Countrymusik und etwas Eisenbahngeräuschen. Ebenso beim Abspann auf grauem Grund, der nur wenige Daten der ursprünglichen Credits zeigte. Selbst die originale Begleitmusik der einzelnen Folgen bekam der deutsche Zuschauer gar nicht zu hören, hier wurde ebenfalls eigene Musik und eigene Geräusche auf die Bilder gelegt. Vermutlich waren es aber technische Zwänge, denn so frühe Serien (1954/55) boten meines Wissens noch gar keine Perfo-Bänder für den Export an. Somit wäre eine gewohnte Synchronfasung der späteren Serien völlig unmöglich gewesen, weil sich Dialoge, Geräusche und Filmmusik nur auf einer einzigen Tonspur befanden und sich nachträglich nicht wieder trennen lassen für eine Synchro. Ich persönlich favorisiere aus heutiger Sicht zwar die Originalfassung, doch hat auch die ZDF-Variante der Serie einen großen Reiz. Und aus damaliger Sichtweise darf man sogar froh sein, daß uns "Matt Clark" überhaupt angeboten wurde... Übersicht der vom ZDF ausgewählten 13 Folgen: 01 Schönheit schützt vor Strafe nicht / Belle Starr 04 Häuptling Geronimos letzter Kampf / Geronimo 08 Tod in der Wüste / Johnny Ringo 09 Die Daltonbande / The Dalton Gang 15 Crazy Horse, Häuptling der Sioux / Chief Crazy Horse 16 Black Bart, der Postkutschenschreck / Black Bart 18 Der Clown mit dem Colt / Bill Longley 25 Prärie in Flammen / Ben Thompson 35 Ein sauberes Pärchen / Rube Burrows 36 Kleiner Mann mit großem Hut / Jim Courtright 37 Alles für die Katz / Milt Sharp 38 Überfall auf den Pony-Express / Jack Slade 39 Das Ende eines Pferdediebes / L.H.Musgrove Und wohl keine Serie ohne eigene Skurrilität, so auch hier: "Eisenbahndetektiv Matt Clark" berichtet über Fälle, die sich zwischen den Jahren 1863 und 1903 ereigneten, also einen Zeitraum von satten 40 Jahren umspannen. Dennoch scheinen die Jahrzehnte an Matt Clark und seinen beiden Partnerinnen spurlos vorbei zu gehen, keine Falte trübt den makellosen Teint, und auch die Kleidung, Waffen und andere Accessoires sind in jeder Folge unverändert... ;-)) Die Serie gewann übrigens anno 1955 einen Emmy Award in der Katogorie "Best Western or Adventure Series". Neben "Stories of the Century" waren nominiert: "Annie Oakley", "The Roy Rogers Show", "Aventures of Wild Bill Hickok" und "Death Valley Days" Die Serie befindet sich nach Angaben der Wikipedia vollständig im Public Domain, aktuell werden 36 Folgen auf 3 Discs vom Alpha Label unter dem Originaltitel "Stories of the Century" auf DVD angeboten. Ferner gibt es ähnliche Editionen von Echo Bridge Home Entertainment unter dem britischen Serientitel "Legends of the West". Abschließend noch einige Links zur Serie: [www.youtube.com] [www.tvacres.com] [ctva.biz] Mein besonderer Dank gilt den Nostalgiefreunden, die mir eine Recherche zur deutschen Fassung der Reihe ermöglichten. Gruß Stahlnetz Die Neigung der Menschen, kleine Dinge für wichtig zu halten, hat sehr viel Großes hervorgebracht In diesem Forum dürfen leider nur registrierte Teilnehmer schreiben.
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