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Re: Vermisst ihr auch die guten alten Familienserien?
Die "Glückliche Familie" behandelte schon sehr ernste Themen - von familiären Zerwürfnissen, den Folgen des Fremdgehens und Verlassenwerdens bis hin zum Mobbing, von Gewissenskonflikten bei Tierversuchen bis hin zur tödlichen Krebserkrankung, mit der die Serie auch dramatisch dem Ende entgegen ging. Kaum eine Familienserie war glaubwürdiger, anrührender und unverstellter - sie zeigte die Auswirkungen ernster Konflikte und die Tragweite von Schicksalsschlägen, die nicht beschönigt und in ihren Konsequenzen glaubhaft dargestellt wurden. Zu alledem kamen noch viele heitere und komische Begebenheiten, die die "Glückliche Familie" nie allzu sehr ins Tragische abgleiten ließen. Zweifellos war die Serie mit Maria Schell und Siegfried Rauch hochkarätig besetzt.
"Zwei Münchner in Hamburg" war sehr bodenständig, unbeschwert und leichtfüßig und brillierte mit heiteren Dialogen und der nie kitschig geratenen Darstellung biederer Alltagsbegebenheiten. Durch die gesamte Serie zog sich ein heiterer Grundton, für ernste Schicksalseinbrüche war da kein Platz. Der Klassiker von Markus Trebitsch spannte einen bunten, pastellfarbenen Bilderbogen vom lieblichen Voralpenland bis hin zu den Schokoladenseiten Hamburgs, innerhalb dessen sich die mittlerweile fast völlig verschwundene Spezies der leichtfüßigen Volksschauspieler richtig austoben konnte (zu den verbliebenen Resten dieser Zunft zählen vielleicht noch Jan Fedder oder Ottfried Fischer). "Die Schwarzwaldklinik" vereinte komische mit dramatischen Situationen und bestach nicht zuletzt durch eine Vielzahl zeitloser Schauspielgrößen, die sich im Glottertal beinahe auf die Füße traten. Die Bücher bewegten sich immer nah am Puls der Zeit und thematisierten Umweltverschmutzung, Vergewaltigung und ärztliche Kunstfehler genauso wie Demenz oder Spielsucht. Die Schwarzwaldklinik führte als eine der ersten deutschen Serien das Element des Cliffhangers ein, der den Wiedereinschaltreflex verstärken sollte. "Die Wicherts" waren von der Inszenierung her nah am Boulevardtheater angesiedelt. Kleine Leute, kleine Probleme, kesse Sprüche und eine Menge Verwicklungen mit Herz und Hirn. Die wenigen tragischen Momente gingen im turbulenten Alltagsgetriebe beinahe unter. "Diese Drombuschs" waren als melodramatische Serie überaus erfolgreich, zumal der Spannungsfaden niemals abriss. Vera Drombuschs Monologe wurden hier ja schon des öfteren aufs Korn genommen und hätten wohl besser auf die Bühne gepasst als ins Fernsehen. Dieser Umstand tat der Beliebtheit der Serie allerdings keinen Abbruch. Ach ja - und "Hotel Paradies", das war Urlaubsflair pur; eine leichte, unbeschwerte Serie mit einigen spannungsgeladenen Situationen - noch dazu darstellerisch optimal besetzt. Amerikanische Serien werden fürs quotengetriebene US-Kommerzfernsehen oder fürs Pay-TV produziert und sind eher für eine junge Zielgruppe konzipiert. Schnelle Schnitte statt bedächtiger Momente, kreischende Familienkomödien statt ausgewogener Dialoge, ein hochgezüchteter Spannungsbogen, skurrile Momente und ein Riesenaufgebot technischer Finessen prägen die amerikanische Fernsehlandschaft unserer Tage. "Mord ist ihr Hobby", "Ein Engel auf Erden" und "Die Waltons" - das war einmal. In diesem Forum dürfen leider nur registrierte Teilnehmer schreiben.
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