Zu diesem 'unter 0°C gefiltert' fällt mir folgender Spruch ein: 'It's toasted'.

Ich weiß nicht, ob du die Serie Mad Men verfolgst, die auf ZDFneo läuft. Auch wenn das im Prinzip nur ein Teilaspekt der Serie ist, so werden doch immer wieder mal die Mechanismen der Werbung inhaltlich in die Serie eingestreut.
In der Serie wird das jedenfalls so dargestellt:
Die Macher von Lucky Strike befinden sich in den frühen 60er Jahren werbetechnisch in einer Sinnkrise. Sie dürfen nicht mehr damit werben, dass ihre Zigarette vermeintlich gesünder sei, als die der Konkurrenz. Da sich das Produkt aber ansonsten auch nicht groß von der Konkurrenz unterscheidet, schafft man Mehrwert, indem man einen Teil des Herstellungsprozesses hervorhebt, den eigentlich alle Zigarettenhersteller auch haben, in dem Bewusstsein, dass der Konsument gar nicht weiß, dass dem so ist. 'It's toasted' - der Spruch, der noch heute auf jeder Packung Lucky Strike steht - sollte also aus einem profanen Herstellungsschritt etwas besonderes machen, um das Produkt besonders hervorzuheben.
Das war übrigens vor dem Marlboro-Mann, wohlgemerkt.

Ich finde, dass die Herangehensweise beim Hasseröder vier dem hier erwähnten 'Lucky-Strike-Schema' doch verblüffend ähnelt.
Jedes Bier wird gefiltert, wenn es nicht gerade bewusst als trübes Zwickel- oder Kellerbier verkauft wird. Das macht die Erwähnung in meinen Augen zu Augenwischerei, so weit ich das beurteilen kann. Es soll davon ablenken, dass dieses Bier eigentlich ein Light-Bier ist, was in Deutschland einen schlechten Ruf hat, als 'Paddelwasser' und 'Plörre' verschrien ist. Viele Biertrinker sind jedenfalls der Auffassung, dass Light-Bier-Trinker keine echten Kerle seien. Allerdings haben die Brauereien gerade Probleme eine jüngere Generation zum Biertrinken zu bewegen.
Alkopops hatten zwar kurzfristig das Geschäft belebt, aber auch keine Trendwende gebracht. Ich kann mir gut vorstellen, dass Hasseröder nunmehr der Meinung ist, man müsse jüngere Generationen mit einem solchen Bier überzeugen.
Die Art der Vermarktung, die Präsentation, der Name an sich und das ganze Drumherum lassen einen jedenfalls vermuten, dass nicht gerade der klassische Biertrinker jenseits der 30 damit angesprochen werden soll und Kernzielgruppe ist.

Die Werber erwarten demnach eher eine Ablenkung vom eigentlichen Produkt, indem sie Mehrwert durch an sich unwichtige Attribute des Produkts schaffen, denke ich.
Das ist aber weder neu, noch ungewöhnlich.
Wenn ein Kaffeehersteller damit wirbt, dass seine Bohnen besonders schonend geröstet werden, heißt das dann im Umkehrschluss dann auch, dass die Konkurrenz ihre hart gehandelte Rohware gerne auch verkokeln lässt? Wohl kaum.

So funktioniert Werbung halt. Man muss als Konsument zwischen den Zeilen lesen. Bei solchen wenig subtilen Herangehensweisen wie bei diesem Bier erkennt man sie auch recht schnell, auch wenn es nicht immer direkt umschreiben kann, was daran genau nicht ganz koscher ist.



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 16.10.11 12:47.