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Re: Willkommen bei der Staatsmafia
Ich würde Adenauer nicht als geläuterten Nazi bezeichnen, die Überfigur oder der lupenreine Demokrat war er auch nicht. Allerdings muß man sich auch vor Augen führen, dass man bis auf die kurzen Jahre der Weimarer Republik keine Erfahrung mit einer Demokratie hatte, das mußte erst erlernt werden.
Ich persönlich werte die NS-Vergangenheit Adenauers als weit weniger gravierend, als beispielsweise die des Kurt Georg Kiesingers. Aber man sollte sich keine Illusionen hingeben, spätestens unter den zweiten und dritten Rängen in den Führungsebene waren Figuren mit NS-Vergangenheit anzutreffen. Woher sollten auch sonst die Leute herkommen, die sich im Wirtschaftsektor, bei den Geheimdiensten oder im Finanzsektor auskannten und die notwendigen Kontakte hatten? Wie sollte man eine zivile Ordnung aufbauen, ohne Leute mit NS-Vergangenheit, wenn es doch gerade die Leute waren, die wußten, wie man soetwas organisiert? Die Entnazifizierung der Allierten war ein Versuch die übelsten Funktionäre dingfest zu machen, aufzuklären und PR-Arbeit zu leisten. Ob Schumacher geeigneter gewesen wäre, ist ein müßige Frage. Und ob Adenauer mit seiner strikt antikommunistischen Politik den kalten Krieg vorantrieb, ist eine diskussionswürdige Frage. Aber auch hier darf man nicht außer Acht lassen, dass die junge Bundesrepublik noch weit davon entfernt war, ein souveräner Staat zu sein und demnach nur einen sehr kleinen Spielraum hatte, eigenständige Politik zu betreiben. In diesem Forum dürfen leider nur registrierte Teilnehmer schreiben.
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