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Viel Kritiker-Lob für "Polizeiruf 110: Rosis Baby"
Kommt nicht häufig vor, dass die Medien im Vorfeld vor einem Krimi dermaßen einhellig und und fast ein wenig andächtig den Hut ziehen. Beim "Polizeiruf 110 - Rosis Baby", den Das Erste am 3. August, 20.15 Uhr, zeigt, ist es der Fall. Sowohl die "Behinderten"-Thematik (Drehbuch: Matthias Pacht und Alex Buresch), die Regie von Andreas Kleinert und die Darsteller dieses (übrigens vorletzten) Münchner "Polizeirufs" mit Edgar Selge und Michaela May haben die Kritiker beeindruckt und begeistert. Vor allem aber Juliana Götze vom Berliner Theater "RambaZamba" (das mit behinderten Künstlern arbeitet), die die Hauptrolle des Mädchens Rosi spielt. Der Fall: Jürgen Tauber und seine Kollegin Jo Obermaier lernen unter dramatischen Umständen die behinderte Rosi Drechsler kennen, deren Mutter nach einem schweren Überfall auf einem Rastplatz ins Koma gefallen ist. Die beiden Ermittler finden heraus, dass die 19-jährige Rosi schwanger ist, mit ihrer Mutter offenbar auf dem Weg zu einer Abtreibungsklinik war und den Täter zu kennen scheint. Über den Vater ihres Kindes schweigt Rosi. Auch ihr eigener Vater, Michael Drechsler, der zwar nach der Scheidung noch Kontakt zu seiner Exfrau und zu seiner Tochter hat, aber mittlerweile wieder verheiratet ist, kann den Kommissaren nicht weiterhelfen. Schließlich fällt der Verdacht auf Claus Born, den ebenfalls behinderten Sohn des Zahnarztes Dr. Robert Born und mögliche Vater von Rosis Baby. "Manchmal ist Krimi beinahe grenzüberschreitend für Primetime-Verhältnisse", meint Thilo Wydra im "Tagesspiegel" . "Nicht nur, dass es um eine Behinderte geht, die schwanger ist und des Überfalls auf ihre Mutter verdächtigt wird. Nein, die junge Frau versucht sich dem Kommissar emotional anzunähern, behält seinen Dienstausweis, stellt ihn neben Kerzen auf, findet seinen Vornamen schön und fragt, ob er nicht der Vater ihres Kindes werden wolle. So wird der einarmige Kommissar wegen einer behinderten Verdächtigen derart befangen, dass er eigentlich nicht mehr neutral ermitteln kann." Diese Problematik ohne Klischees und Mitleids-Hascherei zu behandeln, sei eine Gratwanderung, die viele Krimis nicht bewältigen könnten - "dieser 'Polizeiruf 110' aber schon". Tilmann Gangloff im "Südkurier" berichtet von der sensationelle Leistung der Hauptdarstellerin Juliana Götze und von Szenen außerordentlich großer Intensität zwischen dem Mädchen und Tauber, der beim ersten Anblick Rosis "Na sauber, ein Mongo", und ihr gegenüber klarstellen zu müssen glaubt, er selbst sei "versehrt, nicht behindert". Karolin Jacquemain lobt im "Hamburger Abendblatt", dass der Film keine Behindertenklischees bebildere, sondern sie ins Leere laufen lässt. "Sensibel, ohne dabei übervorsichtig zu sein, zeigt er eine Normalität, die zugleich befremdet und berührt: Eine Sexszene zwischen Rosi und ihrem ebenfalls behinderten Freund, den Arbeitsalltag in einer Behindertenwerkstätte, Tanzen im Rollstuhl." In der "FAZ" schreibt Torsten Körner: "Dank Andreas Kleinerts zudringlicher Regie kommt ihm die Gradlinigkeit aber nicht abhanden. Plötzlich befinden wir uns in einem Liebesdrama, denn Rosis Freund Claus (Sven Hönig) hält Tauber für einen Rivalen. Dabei kommt es zwischen Tauber und Rosi zu einer Liebesszene, die in ihrer Intensität, emotionalen Kraft und komödiantisch-melancholischen Doppelbödigkeit ihresgleichen sucht. Der intellektuelle Schauspieler Edgar Selge und seine intuitive Kollegin Juliana Götze finden zu einer symbiotischen Präsenz." 02.08.2008 - Jutta Zniva/wunschliste.de ; Bild: BR/Claussen+Wöbke+Putz/Fabian Rößler [www.wunschliste.de] In diesem Forum dürfen leider nur registrierte Teilnehmer schreiben.
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