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Korrespondenten kritisieren ARD und ZDF
Bereits in Januar hat Ulrich Tilgner, Reporter-Urgestein des ZDF, seinen Abschied vom Sender nach 26 Jahren angekündigt (wunschliste.de berichtete). Der bisherige Leiter des ZDF-Büros in Teheran will stattdessen vermehrt für das Schweizer Fernsehen arbeiten. Grund dafür sei eine zunehmende Einschränkung seiner Berichterstattung. Ausgerechnet beim Südwestdeutschen Journalistentag, der am Wochenende im ZDF stattfand, hat Tilgner seine Kritik noch einmal untermauert und konkretisiert. Dabei ging es um die Problematik, dass die Redakteure in Deutschland immer häufiger die Themenangebote ihrer eigenen Reporter ablehnen und sich nur noch auf die Meldungen der Agenturticker verlassen. Auch Ulrich Tilgner hat einige Jahre für Agenturen gearbeitet. "In dieser Zeit habe ich morgens selbst Meldungen zu meinen Themen abgesetzt", sagte der Journalist. Die Redaktionen haben daraufhin 20 Minuten später von sich aus angerufen." Zu derartigen Tricks greifen Auslandskorrespondenten auch heute noch: Um den Zentralen in Deutschland ihre selbstrecherchierten Themen schmackhaft zu machen, bitten sie ihre Agenturkollegen, diese aufzunehmen und über den Ticker zu schicken. Dass der Journalist mit dieser Einschätzung nicht alleine steht, zeigte sich zuletzt an den Reaktionen seiner Kollegen. Renommierte Auslandskorrespondenten des ZDF wie Uwe Kröger (New York), Klaus Prömpers (Wien) und Ruprecht Eser (London) hatten sich im TV-Magazin "Gong" Tilgners Meinung angeschlossen. Tenor der Kritik: Direktiven und Reglementierungen aus der Senderzentrale in Mainz hätten zur Folge, dass die Auslandsberichterstattung immer oberflächlicher werde. Einer der Journalisten erklärte, das ZDF habe sich in seinem Selbstverständnis von der "FAZ" zur "Bild"-Zeitung des Fernsehens gewandelt. Das ZDF ist dabei anscheinend nicht der einzige Sender, der seinen eigenen Mitarbeitern nur wenig zutraut. Auch ARD-Sonderkorrespondent Thomas Morawski kritisiert das mangelnde Vertrauen der Redaktionen. Immer wieder müsse er erst darüber diskutieren, "wie die Wirklichkeit wirklich" sei. Die Art und Weise, wie Redakteure, die gar nicht vor Ort sind, seinen Angeboten und Beiträgen anderslautende Meldungen entgegenhielten, nehme "teilweise erschreckende Ausmaße" an. 06.04.2008 - Jens Dehn/wunschliste.de Quelle: fr-online.de; Bild: ZDF [www.wunschliste.de]
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