Hm, ich hab's auch gesehen und bin mit gemischten Gefühlen sitzen geblieben.

Zum einen hat die Rapperin Recht, wenn sie behauptet, diese Texte sind nicht der Grund oder gar Auslöser dafür, dass immer mehr Kinder ein falsches Bild von Sexualität haben und diese gefühlskalt ausleben. Da ist, ganz richtig, die Erziehung gefragt, denn wer als Eltern mit dem Thema Sexualität wartet, bis die ersten Schamhaare und/oder Pickel sprießen, der braucht sich nicht wundern, dass die Kids dann keine Lust (oder die Kapazität) haben, sich in dieser schwierigen Phase auch noch mit Sachen wie "gegenseitigem Respekt" und "Gefühle" auseinander setzen.

Allerdings tragen diese Rapper eine große Mitverantwortung, weil sie als Vorbilder gesehen werden - gerade weil sie direkt die Dinge ansprechen, worauf Jugendliche dann auch neugierig sind. Es wundert mich, dass Lady Tralala nicht direkt mit so einer Aussage konfrontiert wurde.
Unbestritten ist jedoch, dass bei Teenies - wie schon Generationen davor, vergisst man aber immer gerne ;) - ein Bedarf besteht, dass das Thema Sex in einer klaren Art und Weise thematisiert wird, auch wenn auch nicht alle Jugendliche auf diese Musik stehen werden (nein Werder, die Aussagen der paar Mädels im TV heute sind nicht exemplarisch).

Vor 20 Jahren hat meine Generation ebenfalls Rap gehört und ich erinnere mich, dass es bei Run DMC, den Beastie Boys und Salt'n Pepa ("let's talk about Sex, Baby") auch schon ziemlich direkt zur Sache ging, nur hat das die breite Öffentlichkeit damals inhaltlich nicht verstanden, da es auf Englisch war.
Hätten meine Eltern gewusst, was ich da so vor mich hin trällere, wenn ich Sachen wie "Cooky Puss", "Push it" oder "Shake your Thang" (teilweise) lautstark mitgesungen habe, hätten sie mich direkt ins nächste Kloster in die Schweiz gesteckt.

Es ist also auch ein bisschen als der übliche Generationskonflikt zu verstehen, dass man mit den heutigen Texten, die nicht allgegenwärtig sind, überhaupt nicht klar kommt.

Wer weiß, unter welcher Teenie-Mode ich in ein paar Jahren zu leiden habe ;-) Aber wenn es soweit ist, dann werde ich mir in Erinnerung rufen, dass meine Urgroßeltern z.B. Elvis als Satans Sohn gesehen gesehen haben mussten, wenn man bedenkt, welche Meinung diese Generation von ihm hatte:

Besonders sein Hüftschwung, der ihm den Beinamen „Elvis the pelvis“ („Elvis, das Becken“) einbrachte, wurde legendär, war aber auch ständiger Stein des Anstoßes für die öffentliche Meinung im konservativen Klima in den USA der 50er Jahre. Elternverbände und allen voran die Kirche fürchteten einen generellen Verfall von Sittlichkeit, Moral und ethischen Werten bei der fanatisierten Jugend; ein großer Teil der amerikanischen Presse verteufelte ihn aufgrund dessen u. a. als „Botschafter des schlechten Geschmacks“, „sexuellen Freibeuter“ oder gar „musikalischen Abschaum“ und heizte die Stimmung dadurch zusätzlich an. Das führte soweit, dass ihm in manchen Bundesstaaten die Polizei wegen des starken öffentlichen Druckes bei Konzerten den Hüftschwung unter Androhung von Strafen verbot.

und auch:

In der Ed Sullivan-Show, der bekanntesten Musiksendung im damaligen US-Fernsehen, erreichte Elvis eine landesweite Rekord-Einschaltquote von 80 %, obwohl Sullivan vorher öffentlich bekannt gab, dass Elvis wegen seiner anstößigen Bewegungen nur von der Hüfte an aufwärts gezeigt werde. Vorher hatte sich der Moderator monatelang geweigert, Elvis ins Programm zu nehmen ...

(beides aus der Wikipedia kopiert)

Und vor ihm und danach gab es schon immer Künstler, (die diesen Titel haben, weil junge Generationen diese Leute wegen ihrem Empfinden und Geschmacks im jeweiligen Moment als solche definiert haben - nicht aber die älteren Semester) die provozieren.
Ich werde die aktuelle deutsche Rapperszene sicherlich niemals als "Künstler" einstufen wollen, außerdem bezweifle ich, dass mir auf eigenes Ersuchen ein Text von diesen Leuten unter die Nase kommen wird; aber wer weiß, was mein Kind später mal hören will? Indem ich ihn heute schon offen und so sensibel wie möglich an das Thema heranführe, habe ich keine großen Befürchtungen auf den Einfluss, den diese Liedertexte dann ausüben können. *fingerkreuz*