Zum direkten Vergleich des Klassikers mit R. Harmstorf und der Neuverfilmung mit S. Koch am Weihnachtswochenende auf ZDFneo läßt sich eigentlich nur eines sagen:
Der Seewolf ist und bleibt Harmstorf. Die Komplexität und Gefährlichkeit des Charakters kommt auch nach bald vierzig Jahren derart fesselnd über, daß man keine Minute des Vierteilers versäumen möchte. Das seltsame Gefühl zwischen Faszination und Haß, das man dieser Figur entgegenbringt, schlägt einen einfach in seinen Bann und man fühlt sich hin- und hergerissen als wäre man selbst Humphrey van Weyden - kongenial gespielt von E. Meeks.
Dieses Kammerspiel zweier starker Persönlichkeiten ist und bleibt Maß aller Dinge und wird eindrucksvoll von herrlichen Bildern und einer hypnotischen Musik begleitet. Nicht zu vergessen die durch und durch stimmig besetzten Nebenrollen. Ein Genuß.
Dennoch wagte ich es mit dem neuen Seewolf - und war enttäuscht. Man hatte das Gefühl, S. Koch wäre über drei Stunden Film nur zu einem einzigen Gesichtsausdruck fähig und auch das psychologische Moment zwischen Larsen und van Weyden kam nicht wirklich zur Geltung. Diese Männer waren sich nicht ebenbürtig. Nicht einen Moment. Und dann wäre da noch das Thema Gewalt. Natürlich ist sie an Bord der "Ghost" ein ständiges Thema, aber ob man nun jede Prügelei bis ins letzte Detail auskosten muß, wage ich zu bezweifeln. Der Vierteiler hat ebenfalls einiges gezeigt, aber ich glaube, was ihn so gut macht ist die Tatsache, daß sehr viel Spannung gerade über das erzeugt wird, was man nicht sieht.
Fazit: Auch nach knapp vierzig Jahren werde ich auch weiterhin mit dem Seewolf Raimund Harmstorf an Bord der "Ghost" gehen.